Noch ein nahezu unglaublicher Skandal um ein architektonisches Kleinod in der Südwestpfalz

Vor kurzem hatte ich über den unwürdigen Abriß des Herrenhauses aus dem 18. Jahrhundert auf dem Felsenbrunnerhof in der Südwestpfalz berichtet.

Und schon habe ich eine neue Kulturschande in der gleichen Region entdeckt. Es geht um die Villa Loeser in Pirmasens. Ein rund 100 Jahre altes architektonisches Kleinod in nahezu originalem Zustand.

Die Villa Loeser in Pirmasens

Die Villa Loeser in Pirmasens

Und auch ihr droht der Abriß!

 Geradezu makaber wirkt da das auffällige Plakat mit der Aufschrift „Hier werden Sie geworben“ an der Bushaltestelle vor dem Haus. Es spricht dem erbärmlichen Zustand dieses wertvollen Gebäudes Hohn. In diesem Haus lebte und arbeitete der Pirmasenser Fotokünstler Wolfgang Loeser, der im Jahr 2004 verstorben ist. Die Villa war sein Elternhaus.

Andere Städte würden dieses Haus liebevoll sanieren, eine Gedenktafel anbringen und ein Museum zum Werk des Künstlers einrichten.

Aber doch nicht die „Pleitestadt Deutschlands“! Doch nicht die Stadt mit der bundesweit höchsten Zahl an Privatinsolvenzen und der gleichzeitig höchsten Millionärsdichte in Rheinland-Pfalz.

Pleitestadt Pirmasens

Pardon, wenn ich hier polemisiere, aber Kultur – und ich rede, äh, schreibe hier als ein gebürtiger Pirmasenser -, Geschichts-Bewußtsein, Bewahrung eines Erbes, das ist hier ein fürchterliches Fremdwort. Wer alt genug ist, der erinnert sich noch an den Teil-Abriß (vorgesehen war der vollständige Abriß) des sog. Schützendreiecks in den 70-er Jahren zugunsten einer breiten Durchgangsstraße. Auch damals schon sollte ein wertvolles geschlossenes Architektur-Ensemble bedenkenlos und unwiderbringlich dem „Fortschritt“ geopfert werden. Und wie es scheint, hat sich an dieser Mentalität bis heute wenig geändert. Kultur und Geschichte werden geopfert. Für was aber? Für Profit! Für Spekulanten. Für die, die immer und überall den großen Reibach machen wollen. Für den shareholder value.

So fördert und entwickelt man keine Region und keine Stadt, so macht man sie nicht attraktiv, nicht lebens- und liebenswert, wenn man sie ihrer Schönheiten und ihres Gesichtes beraubt! 

Bilder der Loeser Villa (beispielhaft) bei Flickr und der Fotocommunity.

Aufnahmen der Objekte Felsenbrunnerhof und Pirmasens in unserer Bilddatenbank (Ansicht bis Preview möglich, High-Res-Download nur für registrierte User).

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16 Antworten to “Noch ein nahezu unglaublicher Skandal um ein architektonisches Kleinod in der Südwestpfalz”

  1. Die Villa Löser wird kaum noch zu retten sein « Pressebuero Franz Roth Says:

    […] letzten Jahr schon hatte ich über das dereinst schönste Haus der Stadt Pirmasens in der Südwestpfalz berichtet. Und irgendwie hatte man doch die Hoffnung gehegt, daß dieses […]

  2. Franz Roth Says:

    Das Schicksal dieses Kleinods scheint besiegelt. Die Villa wird wahrscheinlich noch bis Jahresende abgerissen !!!!

    http://borderline-press.blogspot.com/2010/11/das-schicksal-der-villa-loeser-in.html

  3. Franz Roth Says:

    Geisterhaus – Ein Kulturgut wird ermordet – Der schleichende Tod eines Kleinods

    Die Villa Löser im rheinland-pfälzischen Pirmasens (Südwestpfalz), eine Jugendstilvilla aus dem Jahre 1908, war einst das schönste Haus der Schuhstadt. Doch dieses architektonische Kleinod verkommt nun seit Jahrzehnten. Nach dem Tod des Eigentümers fiel das Gebäude zu Jahresbeginn der Finanzverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz zu und steht zum Verkauf.

    Entgegen anderslautender Meldungen zu Jahresanfang konnte für das Haus jedoch bislang kein Käufer gefunden werden. Es wurde aus der Denkmalliste genommen und ihm droht gar der Abriß.

    Die Stadt Pirmasens hat den Kauf abgelehnt. Es besteht ein offensichtliches Desinteresse an diesem einmaligen Kulturgut. Die Stadt ist bekannt für ihren lieblosen Umgang mit ihrem historischen Erbe. In den Siebziger Jahren fiel ein großer Teil des sogenannten Schützendreiecks, eines einmaligen Bauensembles, für einen Straßenbau der Spitzhacke zum Opfer.

    So verschwindet in der sog. Deutschen Schuhmetropole nach und nach ihre Vergangenheit. Was der Zweite Weltkrieg und seine Bombennächte verschont haben, das fällt einer gedankenlosen Neuzeit zum Opfer. Eine Stadt verliert ihr Gesicht.

    Den belagenswerten Zustand dieser Kostbarkeit zu sehen bringt schon die Assoziation zu Mord. Hier wird ein Haus ermordet. Denn Häuser haben Seelen! In ihnen wurde gelacht und geweint, getrauert, geliebt und gestorben. Generationen von Menschen haben in ihnen gelebt und die Gemäuer atmen ihren Geist und ihre Seelen.

    Nicht umsonst zum Beispiel wird in Irland niemals ein altes Haus abgerissen. Es wäre ein Verbrechen an den Seelen der Menschen, die in ihm gelebt haben und in ihm gestorben sind.

    Doch diese Werte scheinen nichts mehr zu zählen in der Welt des Kommerzes, des Shareholder Value und der Profitmaximierung, in der Spekulanten Tür und Tor geöffnet sind. Denn längst wurde dieses Architekturdenkmal aus der Denkmalliste genommen. Angeblich, um Investoren nicht abzuschrecken. Welche Investoren? Die, die die freie Fläche brauchen, wenn das Haus endgültig ruiniert ist?

    Der harte Winter 2009/2010 hat dem Haus stark zugesetzt. Fenster sind zerschlagen oder stehen offen. Vögel fliegen ein und aus. Bester Garant für den unaufhaltsamen Verfall der mit Gewißheit bereits hochgradig maroden Bausubstanz. Dem unvoreingenommenen Beobachter bleibt kaum eine andere Vermutung, denn die, dies geschehe vorsätzlich. Denn sichert und schützt man nicht ein Gebäude, das man zu erhalten bereit ist?

  4. Margret Germann Says:

    schön….freue mich über jeden, der sich traut was zu sagen.
    Leider sind die, die was sagen, nicht die die die Mittel hätten was zu tun.

    Heute ist auch ein artikel in der PZ.
    Ich selbst war gerade letztens wieder dort mit meiner Tochter.
    Die Villa war für mich schon als Kind ein „Traumhaus“
    Wir haben eine Bilderserie gemacht, die sehr viel Resonanz bekommen hat – eins davon habe ich auf meiner FC Seite – habe mir darunter auch erlaubt ihre Beiträge zu verlinken.
    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/1423649/display/22682008
    den link zu den weiteren bildern
    finden sie dort auch.
    Schauen sie mal rein…
    Ich habe dort ebenfalls eine Serie „Pirmasenser Streifzüge“ angefangen.
    Mein Freund, der gerade von Mannheim hierher gezogen ist,
    hat direkt -entsetzt- eine WKW Gruppe zur Rettung der Villa Löser gegründet.
    Aber in Pirmasens was bewegen..?

    „Don Quichotte“ Gruss
    Margret Germann

    • rothfranz Says:

      Hallo, Margret (bleiben wir beim Du, so unter uns „Knipsern“),

      vielen Dank für Deinen Kommentar.

      Ja, leider habe ich auch die Mittel nicht. Aber ich bleibe da hartnäckig. Auch wenn ich nach mehr als einem Jahr noch immer auf eine Antwort des OB warte. Ich sehe z.Z. eine vage Möglichkeit das Ganze bundesweit publik zu machen. Mehr will ich dazu im Moment noch nicht sagen. Je breiter die Öffentlichkeit, desto größer die Chance, das Haus vielleicht doch noch retten zu können.

      In Pirmasens was bewegen? Stimmt, fast unmöglich. Ich weiß schon, warum ich meiner Heimatstadt vor 28 Jahren den Rücken gekehrt habe. Und lernen tut man nichts. In den 70-ern sollte das Schützendreieck „plattgemacht“ werden, um die Schäferstraße „auszubauen“. Gottseidank kam es nicht zum völligen Abriß. Aber vorher war das halt ein geschlossenes Ensemble.

      Bei Deinen Fotos schaue ich gelegentlich vorbei. Ein erster Blick war schon vielversprechend.

      Wir bleiben in Kontakt, okay?

      Herzliche Grüße
      Franz

  5. Franz Roth Says:

    Der Stand der Dinge, ein Jahr später:

  6. Franz Roth Says:

    Der letzte Stand der Dinge, brandaktuell sozusagen:

    http://borderline-press.blogspot.com/2010/03/der-stand-der-dinge-die-villa-loeser-in.html

  7. rothfranz Says:

    Letzter Informationsstand (Quelle: Pirmasenser Zeitung, PZ, vom 15. Februar 2010):

    Im Zweifel droht der Abriß!

    Jahrelanger Leerstand, ein undichtes Dach und Vandalen haben dem zweigeschossigen Haus schwer zugesetzt. Das 1433 Quadratmeter große Grundstück samt Wohnhaus (Fläche: 442 Quadratmeter) gehörte je zur Hälfte dem verstorbenen Bauamtsleiter Wolfgang Loeser und dessen Vater Gerhard.

    Im November wurde das Land zum Erben bestimmt und der Fiskus als Verwalter eingesetzt. Der Wert des Anwesens bestehe nur noch aus dem Grundstückspreis abzüglich der Abrisskosten. Denn die Villa wurde aus der Denkmalliste genommen.

    Die Stadt Pirmasens hat einen Kauf des Gebäudes nach Informationen der PZ abgelehnt.

    Laut SWR 4 (allerdings ist die Meldung leider nicht mehr im Netz zu finden!) soll ein Unternehmer aus Zweibrücken den Zuschlag für das Gebäude erhalten haben.

  8. Franz Roth Says:

    Nach aktueller Information (Quelle: PZ – Pirmasenser Zeitung – vom 28.01.2010) ist die Villa als Fiskalerbschaft an das Land Rheinland-Pfalz gegangen und steht zum Verkauf.

  9. rothfranz Says:

    Siehe auch:
    https://rothfranz.wordpress.com/drehscheibe-sudwestpfalz/

  10. Franz Roth Says:

    Die Pfalz als Reise- und Urlaubsziel bekannt machen:

    Der SWR-Reporter Bernd Schmitt aus Trippstadt ist mit dem Medienpreis Pfalz ausgezeichnet worden.

    Schmitt bekam die Auszeichnung für seine Internetaktivitäten, die die Pfalz als Reiseziel präsentieren.

    Quelle: SWR, Teletext

  11. Franz Roth Says:

    Unser Angebot für Redaktionen (Print, Online, TV):

    http://fotos-filme-texte.blogspot.com/2009/11/zweimal-kulturschande-in-der.html

  12. Franz Roth Says:

    Und – last but not least – bin ich nun gar noch Mitglied der fotocommunity geworden, um das Haus einer weiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen:

    http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/1476970

  13. Franz Roth Says:

    Die Loeser-Villa, künstlerisch entsprechend ihrem aktuellen Zustand ins Morbide verfremdet, biete ich als Artwork bei RedBubble an.

    Ich möchte damit auch einen Beitrag zum Erhalt des Hauses leisten.

    http://www.redbubble.com/people/franz-roth/art/4102542-1-the-villa-loeser-in-pirmasens

  14. Franz Roth Says:

    Kein Herz für eine Traumvilla : Denkmal in Not: Die Villa Loeser in der Lamberger Straße in Pirmasens war einst eines der schönsten Häuser in der Stadt … – Ill.
    In: Die Rheinpfalz / alle Regionalausg. – 64 (2008), Nr. 34 vom 13.12., Beil. Zum Wochenende

    Ein Artikel von Klaus Kadel (http://www.klauskadel.com/)

    Bestellbar bei:
    LBZ / Landesbibliothek Speyer (http://www.rlb.de/cgi-bin/wwwalleg/rpbbestb.pl?id=414489)

  15. rothfranz Says:

    Und mein Beitrag auf Blogger:

    http://borderline-press.blogspot.com/2009/11/pirmasenser-impressionen.html

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