Ich nehme eine aktuelle Veröffentlichung eines meiner Archivbilder in der F.A.Z., einer überregionalen Tageszeitung, zum Anlaß für einige Überlegungen zum Markt für Bilder. Denn das Bild oben, das gibt es so sicher auch royalty free oder gar bei Microstock. Denn das ist ein klassisches „Butter-und-Brot“-Motiv.
Warum aber verwendet eine Zeitung das Bild eines „klassischen“ Fotojournalisten, der sein Bildmaterial über Mecom und APIS rights managed anbietet und dafür auch das entsprechende Honorar erhält? Warum greift eine große Zeitung wie die F.A.Z. nicht auf die Angebote im Billigsegment zurück?
Ich glaube, die Gründe ganz gut zu kennen.
Professionell gemachte Medien bevorzugen die Kooperation mit professionellen Fotografen oder Bildagenturen!
Warum?
Ganz einfach: weil der Profi verläßlich ist. Weil er „sein“ Thema hat bzw. „seine“ Themen. Weil er, und sei er tausendmal – so wie ich – Universalist in ausreichendem Umfang Material zu „seinem“ bearbeiteten Spektrum vorhält.
Nicht nur ab und an das eine Superbild und ansonsten „Schweigen im Walde“ …
Ich habe „meine“ Regionen. Und in der Region auch „meine“ Abnehmer. Ich mache Bayern (und natürlich die Südwestpfalz). Und deswegen sind auch die Medien in Bayern zu einem großen Teil die Verwender meiner Fotos. So, wie es das folgende Belegexemplar zeigt.
Und ich arbeite mit meinen Bayernbildern auch gezielt für die lokale Presse in Nürnberg. Denn auch in den hiesigen Blättern gibt es natürlich eine Rubrik „Die Region und Bayern“. Aber ich arbeite für die lokale Presse auch mit meinen überregionalen Themen („Aus aller Welt“ ). Hier gilt dann: „Think global, act local!“. Die Belege aus der Nürnberger Presse im folgenden Tableau zeigen diese beiden Richtungen. Mein Standbein Natur kommt auch hier, wie man so schön sagt, „voll zum Tragen“. Auch, weil ich – denn ich bin nicht nur Fotograf – auch fundierte Hintergrund-Informationen und Features liefere. Eingebettet in die IPTC-Caption meiner Bilder. Denn das, wenn auch von vielen Fotografen ungeliebt, ist ein weiterer Hauptaspekt der professionellen Arbeit: sein Material passend, punktgenau, informativ und unterhaltsam zu beschriften und zu verschlagworten. So wie ich auch früher auf die Rückseite meiner Prints nicht nur meinen Copyright-Stempel draufgeknallt habe, sondern auch ein Etikett mit umfassendem Text. That’s it!
Und so muß ich sagen und so fasse ich es zusammen:
Es ist für uns Profis ärgerlich, hochgradig ärgerlich, daß der Markt mit billigstem Amateurmaterial geradezu überschwemmt wird. Es ist umso ärgerlicher, daß auch Professionals ihre Bilder bei Microstock anbieten. Aber das wird nicht das Ende des qualifizierten Bildjournalisten sein. Denn sein Kriterium ist und bleibt die Qualität. Nicht die der Megapixelhype. Sondern die der eigenen und unverwechselbaren Bildsprache. Die Fähigkeit, sich in jedes nur erdenkliche Thema dieser Welt hineinzuarbeiten und selbst unter widrigsten Konditionen bestes Bildmaterial zu produzieren. Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß wir uns als Profis dazu auch professionellen Equipments bedienen und als Profis uns auch in jede neue Technik in schnellster Zeit hineinarbeiten. Und wir nutzen professionelle Vertriebsplattformen, über die unser Material eine Höchstzahl potentieller Verwender erreicht.
Und „bestes Bildmaterial“, im journalistischen Sinne, das sind eben nicht die „geleckten“ und mit Photoshop „gepushten“ Bilder. Das ist Authentizität. Das Echte. Das Wahre. Das wahre Leben halt. Die Menschen in ihrer Umwelt. Ihre Ängste, Sorgen, Nöte. Aber auch ihre Freuden. Der ganz normale Alltag eben.
Und wir sind originell, wir entdecken und recherchieren Themen. Als gute Journalisten. Wir beleuchten sie, im wahrsten Sinne des Wortes. Wir bieten Aspekte, wir liefern Information und Unterhaltung. Wir denken wie eine Redaktion. Und wir denken genau so, wie „unsere“ Redaktion denkt. Deswegen sind wir Profis.
Und das ist genau das, was Microstocker und Hobbyknipser nie abliefern werden!
Weil ihnen die einfachsten Basics abgehen. Weil dieses Heer von Nicht-Professionellen zum großen Teil schon allein nicht weiß, was IPTC ist. Die zwar mit ihren 10- und noch mehr Megapixeln prahlen, aber dpi und lpi nicht auseinanderhalten können. Die nicht wissen mit welchem Linienraster eine Zeitungsmaschine druckt oder was die technischen Anforderungen im Zeitschriften- oder Buchdruck sind.
Und wie wichtig gerade eine professionelle Verschlagwortung ist, das mag meine folgende Veröffentlichung in der SUPERillu beweisen.
Ein Foto, das nur im Ausschnitt verwendet wurde, aber zielgenau (und „live“) den redaktionellen Beitrag illustriert. Und in dem Zusammenhang auch gleich noch mal der Seitenhieb auf die Megapixel: das Bild entstand mit der Nikon Coolpix P5000, die ich immer und jederzeit in der Tasche habe und mit der eine Vielzahl meiner redaktionellen Fotos entstehen. „En passant“, im Vorübergehen. Denn wenn wir Pflanzen für den Garten einkaufen, dann bieten sich dabei zwar viele szenische Motive, aber ich verspüre nicht die Gelüste, meine Nikon D2H dazu mitzunehmen.
Die Beispiele der unprofessionellen Nicht-Kompetenz erschöpfen sich nicht in der IPTC-Beschriftung. Sie ließen sich beliebig fortsetzen. Dazu muß man nur mal in die einschlägigen Blogs und Foren schauen. Und: Nimmt man mal daran teil, erst mal wirklich ganz sachlich und auch mit Ratscglägen, dann dauert es nicht allzu lange, bis irgendwo sich ein Wüterich erhebt und einen, meist natürlich anonym, in geradezu unflätiger Weise attackiert. Weil das, was man sagt, einfach nicht in sein Denkmuster paßt, in seine Weltanschauung, die gegen alles ist, was über einer bestimmten Altersklasse liegt, gegen jegliche Form von Kritik. Gegen einen anderen Weg. Resistent auch gegen Ratschläge, eben halt beratungsresistent.
Wir Professionellen werden durchaus zu kämpfen haben, weil das Billigmaterial durchaus auch in der traditionellen Presse seinen Einzug gefunden hat. Und wir deshalb bereits von einigen unserer klassischen Abnehmer aus „marktwirtschaftlichen“ Gründen zum Teil erbärmliche Konditionen angeboten kriegen. Wir werden mit unseren Abnehmern zusammen um den Bestand des Print-Marktes kämpfen müssen. Keine Frage. Wir werden uns auch auf neue Medien einlassen müssen. Auch keine Frage.
Aber wir werden ncht untergehen.
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