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Faszination Nikon – die Zweite – ein Rückblick auf 25 Jahre mit unverwüstlichen Arbeitsgeräten

25. November 2009

Von 1984 bis heute ...

Das ist nun schon der zweite mit „Faszination Nikon“ betitelte Artikel. Aber Nikon, das ist Technik-Geschichte und Mythos zugleich. Und auch und gerade derjenige, der seit 25 Jahren mit den Kameras dieses Herstellers arbeitet, kann sich diesem Mythos nicht entziehen.

Ja, das ist der Aufhänger, seit 25 Jahren habe ich Nikon-Kameras in Händen. Und meine älteste ist gar bereits 33 Jahre alt. Und funktioniert noch immer. Ohne je ein einziges Mal im Service oder in Reparatur gewesen zu sein.

Von der analogen in die digitale Welt mit Nikon

Robustheit und Langlebigkeit bei härtester Beanspruchung zeichnet Nikon-Kameras seit 1959 aus, seit der legendären Nikon F, Nikons erster Spiegelreflex, also seit 50 Jahren. Und seit 50 Jahren ist die Nikon das bevorzugte Handwerkszeug des Berufsfotografen und des ambitionierten Amateurs.

Ich habe nicht von Anfang an mit Nikon fotografiert. Meine erste Profi-SLR war ein Konkurrenzmodell: die Canon F-1.

Canon F-1

Die erste Nikon habe ich 1984 gekauft und ein gutes Jahr lang parallel zu meiner Canon-Ausrüstung benutzt. Ich schätzte bei der F-1 die selektive Belichtungsmessung. Und daß sie eine vollmechanische Kamera war. Mein Mißtrauen gegen eine elektronische Kamerasteuerung wie in der Nikon F3 war damals groß gewesen. Andererseits lag die Nikon hervorragend in der Hand. Zusammen mit dem Motor bildete sie eine ergonomische Einheit mit der sich gut arbeiten ließ.

Meine „Aversion“ gegen die Elektronik ließ mich ein Jahr später eine andere Nikon kaufen, die legendäre F2, die damals mit der Einführung der F3 alle „Elektronik-Skeptiker“ zu erwerben trachteten. Ich kaufte ein Modell von 1976, ohne AI-Kupplung und noch mit Mitnehmerkralle. Nikons berühmter Links-Rechts-Ratsch beim Einsetzen des Objektivs, mit dem dem Photomic-Sucher die Lichtstärke der jeweils verwendeten Optik mitgeteilt wurde.

Zwei motorisierte Nikon F2 waren bis zum Frühjahr 1990 meine „Arbeitspferde“.

Auch wenn meine Ablehnung gegenüber elektronischen Kameras zwischenzeitlich geschwunden war, so hatte ich mit diesen Geräten keinen ernsthaften Grund, wieder auf die F3 umzusteigen.

Erst 1990, bei der Arbeit zur Illustration des ADAC Natur-Reiseführer Deutschland …

… bot sich mir die Möglichkeit recht preisgünstig das Nachfolgemodell F4 als Vorführgerät zu erwerben. Unbeschadet dessen blieben die beiden F2 weiter im Einsatz und auch weiterhin meine bevorzugten Kameras.

Die hatten Gewicht, mehr als die F4, lagen „satt“ in der Hand. Der Motor bildete ein ausgewogenes Gegengewicht zu meiner Lieblings-Optik, dem 2,8/300 mm von Tamron.

Kein Thema, solange die (professionelle) Fotografie analog war, auf Film, Dia oder Negativ.

Im Profi-Sektor war auf einmal alles digital ...

Doch irgendwann, seit Beginn des Jahrtausendwechsels, mußte sich der Profi auf neue Gegebenheiten einstellen: die Fotografie war digital geworden. Nicht unbedingt und zwingend die Aufnahmetechnologie, aber der Kunde verlangte zunehmend Bilddateien. Dias fürs Archiv oder Color-Prints zu Aktuellem war nicht mehr „in“.

Nun gut, irgendwann ist man die Nachtschichten am Scanner leid …

Auch wenn mich die horrenden Preise professioneller D-SLR’s lange abgeschreckt hatten, Ende 2005 hatte ich wieder Glück. Wie vor 15 Jahren mit der F4 kam ich an ein Vorführgerät. Und seither arbeite ich mit einer Nikon D2H.

Das ist bequemer, nicht mehr zu scannen, gar keine Frage. Ich würde, noch nicht mal aus „Spaß an der Freude“ jemals auch nur ein einziges Foto auf Film belichten. Aber nicht, daß jetzt jemand glaubt, die digitale Technik sei der „Quantensprung“, schon gar nicht die allseits grassierende Megapixel-Hype um immer mehr und noch immer mehr.

Auf den Verkaufserfolg selbst ist das ganz ohne jeglichen Einfluß. Mein Beispiel nachstehend. Links ein Digitalfoto, dessen Ausgangsbasis der Scan von einem 400-er Fuji Color-Negativ gewesen ist, rechts eine digitale Aufnahme mit der D2H.

Zweimal digital, aber einmal von analog ...

Verwandte Artikel / related links:

  1. Fotografen-Alltag – der ganz normale Wahnsinn
  2. Tools of the Past
  3. Eine Hommage an die Legende Nikon F2

Fotografen-Alltag – der ganz normale Wahnsinn

15. Juni 2009

Dem Beruf des Fotoreporters haftet oftmals der Ruch eines gewissen Glamours an. Zugegeben, wir pflegen dieses Image auch selbst ganz gerne. Zelebrieren den Mythos vom „harten Kerl“, vom „Glasaugenzeugen“, der überall dabei ist, wo „Action“ geboten ist.

Zugegeben, mach‘ ich auch.  Die Coreman-Anglerweste, die schweren abgewetzten Kameras mit ihren Gebrauchsspuren. Der Mann schont weder sich noch seine Ausrüstung. Das ist die „Message“, die dabei „rüberkommt“.

Der Alltag sieht aber irgendwie doch ganz anders aus. Hat wenig Glamour. Und verlangt einem im Regelfall eine hohe „Frustrationstoleranz“ ab.

Das liegt nicht nur daran, weil du diese ganze schwere Sch….ausrüstung mit dir rumschleppst (und im Zweifelsall dann doch das richtige Objektiv zuhause hast liegen lassen). Weil du das mit  35 oder mit 45 von der Physis her noch gut kannst, wenn du aber die 50 mal überschritten hast trotz guter Fitness eben nicht mehr ganz so gut. Da kommen eben doch die „Zipperlein“ so langsam zum Vorschein. 

Ich muß mich manchmal über mich selbst wundern. Da hast du runde 20 kg Ausrüstung an dir rumhängen, bist beim Radrennen „Rund um die Nürnberger Altstadt“ mit dem ganzen Gerödel ständig auf Achse und machst dann noch Strahlemännchen, wenn du selbst fotografiert wirst!

Aber dabei tut dir der Rücken weh, daß du brüllen könntest! Und der Kamera-Body hängt dir am Neckstrap wie Blei am Hals. Na ja, gibt ’ne austrainierte Nackenmuskulatur …

Und der Bizeps kommt auch nicht zu kurz, wenn du mit der langen Tüte „anlegst“.

Und dabei denkst du: „Hoffentlich rennt mich der Gaul nicht über den Haufen, wenn er gleich an mir vorbeikommt!“

Denn wer lange genug im Reitsport gearbeitet hat, der weiß, daß die Mär vom „edlen Pferd“ eben eine Mär ist. Das Pferd hat ein ziemlich kleines Gehirn. Ich möchte da jetzt nicht gleich sagen, das Pferd sei strohdumm. Aber weit entfernt davon ist es nicht. Und es hat – typisch Fluchttier – so ziemlich vor allem Angst. Besonders vor Fotografen!  Und wenn so ein Viech dann in seiner Panik noch gar seinen Reiter abwirft und der das Turnier deswegen nicht gewinnt, dann habe ich echten Ärger. Und werde zur Kasse gebeten. Dann kann ich ihm nämlich die entgangene Siegprämie zahlen.

Der geneigte Leser hat sicher bereits schon jetzt erkannt, daß „Bildberichterstatter“, wie das mal hieß, ein echt neurotischer Job ist.

Nun denn, wird sich mancher sagen, dann mach doch wirklich was mit Glamour, etwas das Charme hat. Werde Glamour-Fotograf.

Glamour Photography

Glamour Photography

Habe ich auch gemacht. Bis in die Neunziger. Wer jetzt aber denkt, das müsse doch toll sein, immer leicht oder gar nicht bekleidete Mädchen abzulichten, auch der irrt. Denn das ist auch knallharte Arbeit. Die Damen können eigenwillig sein. Sehr eigenwillig.

Es ist noch nicht mal so schwer, das „Mädchen von nebenan“ zu finden, das bereit ist, sich – gegen gutes Salär natürlich – vor deiner Kamera auszuziehen.

Du hast dabei natürlich die Wünsche deiner Bildabnehmer …

Erotikfotografie ür die Ratgeberseiten von Zeitschriften

Erotikfotografie für die Ratgeberseiten von Zeitschriften

 … vor Augen. Und die illustrieren natürlich – natürlich! – Themen, die haben irgendwie etwas mit Sexualität zu tun. Auch mit deren „Schattenseiten“, „Menschen und Schicksale“ eben. Gerade in osteuropäischen Medien gab es da nämlich nach dem all des Eisernen Vorhangs wohl einen großen – und nicht schlecht bezahlten – „Nachholbedarf“.

Aber auch die westlichen Yellows und die Boulevard-Presse haben da immer Bedarf.

Und dann sind wir ganz schnell an dem Punkt, wo die Mädchen gerne zickig werden. Ausziehen ja (Gedanken daran, damit die große Karriere à la Nadja Auermann zu starten?), aber  bitte nur „schöne“ Fotos, mit positiver Ausstrahlung. Bitte nicht irgendwas, was „anrüchig“ sein könnte!

Ich hab’s dann irgendwann aufgegeben. Es war mir einfach zu blöd geworden, diese Debatten und Diskussionen. Und dann noch gutes Geld dafür zu bezahlen. Natürlich – wie eben so üblich in der Branche – ohne jegliche Garantie, daß das je wieder reinkommt.

Also back to the roots …

… und Aktualitäten fotografieren, Nachrichtenbilder, Ereignisse der Zeitgeschichte.

Du rennst also weiter mit deinen 20 Kilo Ausrüstung durch die Gegend, diskutierst mit Sicherheitskräften, streitest mit Kollegen um die beste Aufnahmeposition und rennst, um deine Bilder schnell im Geschäft zu haben. Es ist ein neurotisches Business. Egal, was du machst.

Du dokumentierst den Wahnsinn auf Deutschlands Autobahnen, den einzigen auf der ganzen Welt, auf denen jeder so schnell fahren darf wie er will. Du bist auf „deinen“ Autobahnen unterwegs, der A6 und der A9. Im Regen, bei Schnee, bei jedem Wetter. Du hälst sie fest, die Raser, die Drängler, die LKW-Karawanen.

Nicht umsonst habe ich mal vor Jahren einen Artikel über den Beruf geschrieben, der mit „Der ganz normale Wahnsinn“ betitelt war.

Diesen ganz normalen Wahnsinn mache ich jetzt seit 1986. Und jetzt muß ich eines mal sagen, trotz allem „Genörgel“, trotz aller Anstrengungen und Mühen – verbunden mit einer Honorarsituation, die sich in den letzten zwanzig Jahren wenig zum Guten entwickelt hat: es macht dennoch Spaß! Es ist ein Job, der vor Stress geradezu gepfeffert ist. Es ist ein Job, in dem du permanent eine Menge Geld in dein Equipment stecken musst. Und das wird im digitalen Zeitalter immer teurer. Aber ist auch ein Job, der interessant ist und abwechslungsreich. Wie kaum ein anderer. Und er hält einen auch körperlich verdammt fit. Wer ständig ein 2,8/300-er Objektiv stemmt, der spart sich jedes Fitness-Studio!

Nature Photography - Click for enlarging

Nature Photography

Und ich persönlich habe (s. Post „Garten-Paparazzo„) mittlerweile ein Metier gefunden, das nun wieder eine echte Herausforderung für mich darstellt. Schau’n mer mal, was ich da in ein paar Jahren zu nörgeln habe …

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