„Die dramatische Musik paßt leider überhaupt nicht zum banalen (und verwackelten) Inhalt des Videos! Sorry, die sogenannte „Nostalgie Variante“ ging m.E. voll daneben!“
„Klasse in Szene gesetzt. Die Vertonung ist natürlich genial. Man wartet richtig darauf, das gleich etwas passiert. Irgend was führt der Herr mit der Kamera , doch im Schilde. Oder wartet er nur auf das Erscheinen des Schlossgeistes.“
Zwei Meinungen zum gleichen Film. Zwei Meinungen, die konträrer nicht sein könnten.
Um diesen Film geht es:
Ein Musterbeispiel dafür, wie ich es schon andernorts ausführte, wie beim Thema Handkamera und beim Thema Editing geradezu Weltanschauungen aufeinander prallen. Unbeschadet dessen, dass ich mich – natürlich – über Kritiker eins ärgere und über Kritiker zwei freue, hat Kritiker Nummer Zwei auch das auf den Punkt erkannt, was ich mit dem Film ausdrücken wollte. Die mystische und vielleicht sogar etwas unheimliche Atmosphäre dieses mittelalterlichen Gemäuers.
Es ist sozusagen ein emotionaler Film. Und Emotionen muss ich irgendwie dann auch visualisueren. Visualisierte Emotionen eben. Und dazu bediene ich mich der (technischen) Möglichkeiten, die mir zum Beispiel auch das Editing in der Postproduction zur Verfügung stellt. Konvertiere in Schwarzweiß, Sepia, verändere die Farbe, setze Plakat- und Solarisations-Effekte ein. Benutze Vignetten. Lasse die Finger von der Bildstabilisierung. Und so weiter.
Den Einsatz dieser Effekte nehme ich „nach Gefühl“ vor. Ich habe eine bestimmte Vorstellung, was ich dem Zuschauer vermitteln will und eine bestimmte Vorstellung davon, wie ich das ins Bild setzen könnte.
Und dann scheint es Zuschauer zu geben, die ticken wie ich. Und andere, denen tappe ich voll in die filmische Weltanschauung.
Auch aus diesem Grund, nicht nur wegen meiner Experimentierfreude, mache ich oft von Filmen mehrere Varianten.
So gibt es auch vom Petzenschloß insgesamt drei Fassungen.
Eine „Liebeserklärung“ an Nürnberg
Zum einen eine Langfassung.
Diese Version ist im Besonderen auch was die Vertonung betrifft irgendwo zwischen Dokumentation und persönlichem Film angesiedelt. Diese Fassung beschreibt, dass das behandelte Sujet in einer Gegend der Stadt Nürnberg zu finden ist, in der man üblicherweise nicht so ein Schlößchen vermuten würde und zeigt daher auch das Umfeld. Die Vertonung wechselt zwischen hinterlegtem Soundtrack und O-Ton. Auch dieser Film ist, trotz dokumentarischen Charakters, „emotional“. Denn er ist eine quasi Liebeserklärung an meine Stadt und ihre oft verborgenen Schätzchen.
Es ist auch eine Liebeserklärung an die lebendige Nürnberger Südstadt.
An der Südstadt übrigens können sich auch die Geister scheiden. Für die einen ist sie ein Non-plus-Ultra. Wegen ihrer Vielfalt. An sozialen Schichten und Nationen, die hier leben. Und aus gleichem Grund ist sie das für andere nicht. Bleibt sie das Industrie- und Arbeiter-Viertel, das sie war (und ist).
Wir gehören zu denen, die die Südstadt lieben. Die vielen türkischen Läden. Die italienischen Eiscafes und Restaurants, den Griechen um die Ecke. Den Markt auf dem Aufseßplatz. Die multi-kulturellen Feste. Einfach das Quartier und seine Menschen.
Nun weiter mit dem Aufhänger dieses Artikels.
Die Kurzfassung über das Petzenschloß …
… beschränkt sich auf das Schloß selbst. Sie hat auch nur den O-Ton. Er ist wenig editiert. Das ist der eigentliche „Dokumentar-Film“. Der hat keine Emotionen. Der zeigt nur was, wie es ist. Und wie es aufgenommen wurde. Das ist der eigentliche Film für die „Puristen“.