Irgendwie, wie man so schön sagt, irgendwie liebe ich meine „alten Hobel“, die mir so lange treue Dienste geleistet haben. Im Beruf Fotoreporter.
Ach, nein, lieben ist nicht der richtige Ausdruck. Lieben. Ich liebe meine Frau …
Das ist meine Liebe ...
Ein technisches Gerät kann man nicht „lieben“. Aber zumindest so was ähnliches. Man kan sich dafür begeistern. Eine Leidenschaft dafür entwickeln.
Man kann mit ihm – wie mit einem geliebten Menschen – vertraut sein. Es hat einen auch über viele Jahre durch Dick und Dünn begleitet. Wie eine Geliebte. Oder jedenfalls so ähnlich.
Meiner ältesten Kamera, einer Nikon F2, Baujahr 1976, habe ich sogar einen Film gewidmet.
Aber nicht um jeden billigsten Preis. Dazu hängen zu viele persönliche Erinnerungen an diesem Gerät. Und auch an meinen anderen Werkzeugen, an der zweiten F2, an der F4. Und deswegen stehen sie immer noch zum Verkauf an. Und zwar solange, bis einer den Preis bezahlt, den ich haben will. Braucht doch niemand zu denken, er könne die Arbeitsgeräte eines Fotojournalisten zu ebay-Dumping-Preisen kriegen, mit denen der Weltgeschichte dokumentiert hat!
Gut, gut, er kann sie schon kriegen, aber nicht im Original.
Sondern als Kunstwerk.
Yes, als Artwork, ein bißchen mit der ganzen hohen Schule von Photoshop dran „rumgeschraubt“. Als Grußkarte, als Poster oder Leinwanddruck.
Kameras sind Kunstwerke
Bei RedBubble. Wo es auch noch mehr Artwork vom Bildjournalisten käuflich zu erwerben gibt.
Selbst im professionellen Sektor ist diese Debatte noch nicht zu Ende: Weiter auf Film fotografieren oder nur noch digital.
Nikon F4 (links) und Nikon D2H (rechts) - analog vs. digital
Längst keine Diskussion mehr im Bereich der aktuellen Nachrichtenfotografie. Hier zählt die Schnelligkeit. Aber im Stockfotobereich kann Film durchaus noch eine Alternative sein. Denn professionelle digitale SLR-Kameras sind nicht gerade preiswert. Schon gar nicht die, mit den zig Megapixeln. Um nur ein Beispiel zu nennen: meine Nikon D2H hat als Vorführgerät so ziemlich das in Euro gekostet, was 1990 meine F4-E (auch ein Vorführgerät) in DM kostete. Sie war mehr als dreimal so teuer wie damals eine Nikon F2 mit Motor MD-2!
Dann kommt da noch eine ganz andere banale finanzielle Überlegung hinzu: man hat funktionsfähige und robuste Werkzeuge, für die man einmal viel Geld bezahlt hat. Will man die heute verkaufen, dann kriegt man kaum noch was dafür. Man muß nur mal reinschauen bei ebay, wie dort solche Gerätschaften geradezu verramscht werden. Sicher, wenn du Profi bist, dann sind die Kameras längst abgeschrieben. Aber …
Analoge Profi-SLR's und Dias
Die D2H hat mal gerade 4,1 Megapixel. Da hat selbst eine Coolpix P5000 mehr. Das reicht zwar dicke für mehr als 90% aller möglichen Verwendungen meiner Bilder. Im Zeitungsdruck allemal selbst für größere Formate.
Und auch in Zeitschriften und Magazinen verlangt die übliche Abbildungsgröße nicht nach mehr.
An der Stelle mal ein „Retro-View“: vor der Zeit der digitalen Bilddateien habe ich meine Abnehmer keisewegs nur mit 18×24-Abzügen beliefert. Das war nur mal ganz früher bei SW-Fotos so. Farb-Prints gingen im 13×18-Format an die Presse raus (angefertigt im Schnell-Labor, in einer Stunde waren bei Photo Porst hier in Nürnberg der Film entwickelt und die Prints fertig!). Da war auch der Preis der Grund dafür. Und auch das konnte größer als lediglich als „Briefmarke“ gedruckt werden. Siehe z.B. nachstehende Publikation mit einem Abdruckformat über zwei Spalten in einer Zeitschrift.
Anders sieht es da aber schon im Hochglanz-Buchdruck aus …
… da sind bereits höhere Auflösungen selbst für eine Viertelseite gefragt. Also doch eine D3 kaufen? Nie und nimmer nicht! Ich wüßte nicht, wie ich die bezahlen sollte. Wenn man sich mal überlegt, daß die Honorare im Fotosektor seit 20 Jahren nahezu unverändert sind. Eher rückläufig. Man denke nur an Microstock-Agenturen, bei denen sich durchaus auch die Größen der Verlagshäuser bedienen.
Alternative? Eben auf Film fotografieren, statt der D-SLR in einen – guten – Scanner investieren, der im Regelfall dennoch preiswerter ist als die Super-Megapixel-Reflex? Dias oder Negative mit 5.000 Pixeln lange Seite digitalisieren. Sehr arbeitsaufwendig. Sehr zeitraubend. Aber rentiert sich die unter viel Aufwand produzierte Qualität noch? Im Zeitalter von Microstock. Dem allgegenwärtigen, von einer Vielzahl von Fotografen – insbesondere Amateuren – bedienten Konkurrenten?
Ich persönlich habe mir die Nachtschichten am Scanner seit mehr als drei Jahren abgewöhnt. Zu viel Aufwand. Denn, wie gesagt, für 90 Prozent meiner Bildverwendungen reicht die D2H. Und es ist schlußendlich auch eine Raumfrage. Denn das analoge Bildmaterial muß archiviert werden (und eine Viertelmillion Dias und Negative habe ich mindestens im Archiv) und das digitalisierte Material dann noch zusätzlich.
Meine eigene Zukunft ist daher nur noch digital. Meine „alten“ Arbeitsgeräte sind „eingemottet“ und stehen zum Verkauf. Ich kenne aber Kollegen, die parallel auch immer noch auf Film fotografieren. Und auch welche, die nur auf Film fotografieren.
Drum Frage und Diskussionsanstoß: Wie sieht’s allgemein so aus damit? Hat er eine Zukunft, der Silberhalogenidfilm?
Quo vadis photography? Ein Plädoyer für die Nikon D2H. Bekenntnis eines Pressefotografen gegen die Megapixel-Hype. Warum man seine analogen Geräte nicht einfach auf den Müll schmeißen oder zu Dumping-Preisen verhökern muß. Als hochqualitatives „Zweitgerät“ weiter in Betrieb. Für all die Motive, bei denen es nicht auf die Schnelligkeit ankommt, die Bilder gleich verfügbar zu haben. Denn mit einem guten Scanner holt man aus Dias und Negativen gut und gerne 15 Megapixel!
Das im Bild oben, das ist sie, nach der Nikon F von 1959 die legendärste Kamera des japanischen Herstellers. Die Nikon F2. Hier ein Modell F2A von 1979. Bereits mit AI-Kupplung. Dadurch entfiel der berühmte Links-Rechts-Ratsch beim Einsetzen des Objektivs, um über die Mitnehmerkralle des Blendenrings dem Photomic-Sucher die Lichtstärke der verwendeten Optik „mitzuteilen“.
Nach der Hommage an meine älteste Kamera noch ein Review meiner anderen „Analogen“.
Aber nicht nur die Ereignisse der Zeitgeschichte …
Rudolfstein 11.11.1989
… sondern auch die Anmut und Schönheit, die Stimmungen und Emotionen des weiblichen Geschlechts haben meine Nikons eingefangen.
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