„Numerique où argentique?“, digital oder auf Film, diese Frage stellte mir mal ein Ladenbesitzer in Uzes bei einer Reise in die Provence, als ich dort mit um den Hals hängender Kamera einige Souvenirs einkaufen wollte. Das war im September des Jahres 2006 gewesen. Also durchaus zu einer Zeit, da die digitale Fotografie ihren „Siegeszug“ längst angetreten hatte. Gleichwohl nicht unberechtigt die Frage des Südfranzosen, der auch immer schon mit einem Auge auf unseren vor dem Laden geparkten Roadster schielte. PS, Beschleunigung und Höchstgeschwindigkeit würden bestimmt die nächsten Fragen sein. Zurück jedoch zur Frage nach dem benutzten Aufnahmemedium. Wirklich nicht unberechtigt. Denn mal abgesehen davon, daß eine D-SLR eine nicht gerate preiswerte Angelegenheit ist, so gibt es aus den diversesten Gründen nach wie vor Anhänger der Fotografie auf Silberhalogenidfilm. Auch wenn das damals die D2H und nicht meine alte F2 von Nikon war, ich gehöre auch zu denen, für die der Silberfilm alles andere als tot ist.
Es ist richtig, editoriell und redaktionell arbeite ich durch die Bank digital. Das ist auch eine Frage des ökonomischen Workflow im Bildjournalismus. Und dennoch gebe ich zu, daß diese „Zwänge“ mich zugleich einschränken. Denn, um es an einem Beispiel festzumachen, ein Foto, wie das unten …
… seinerzeit ganz „klassisch“ auf Kodak Tri-X aufgenommen, auf 18×24 geprintet, das mehrfach in der Presse veröffentlicht worden ist …
… das war nämlich nicht nur ein Pressefoto, ein Symbolbild zur Illustration des Themas „Angst, Trauer, Melancholie, Depression“. Dieses Foto, entstanden als freie Arbeit, war zugleich „Basismaterial“ meiner künstlerischen Arbeit. Also: ein Negativ, zwei mögliche Verwendungen.
Als Vintage-Print im Format 60×90 Zentimeter hing eben dieses Bild in Ausstellungen, handsigniert, und es war für Fotosammler bzw. als künstlerischer Wandschmuck ebenso populär wie als Pressebild.
Und das gilt für eine Reihe meiner Fotos. So eben auch für den Rückenakt oben. Als „Wall-Art“ mit Sepiatonung. Resumée: die Nikon F2 und das 28-mm-Objektiv kreierten in einem Arbeitsgang sowohl dem Künstler als auch dem Pressefotografen das Bild.
Das ist im digitalen Zeitalter so nicht mehr möglich. Mal ganz abgesehen davon, daß sich editoriell kaum mehr jemand für Schwarz-Weiß interessiert. Es sei denn, es gäbe hier mal eine Renaissance. Etwa dann, wenn wir visuell so überflutet sind von den schnellen und preiswerten Produktionen auf den Speicher-Chip, daß wir uns nach der „guten alten Zeit“ zurücksehnen. Wo die Farbe nicht das Kriterium war, sondern die Bildgestaltung.
Ich selbst habe in der jüngeren Zeit, nach nun fünf Jahren ausschließlich digitaler Arbeit, das Zelluloid für mich „wiederentdeckt“. Es ist ein Weg, die Fotografie wieder neu zu entdecken. Mit einer manuellen Kamera, an der ich Zeit und Blende einstellen muß, ohne Autofokus, scharfstellen von Hand. Ich habe, wie auch andere, die Fotografie wieder „entschleunigt“. Dieses penetrante Dauerratschen der Kameraverschlüsse. Ich arbeite kommerziell natürlich weiter digital, aber so ganz für mich persönlich gestalte ich wieder Bilder. Ganz „oldfashioned“.
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