Die Nikon F2, ein sexy Model der Hippie-Ära, Kodak Ektachrome Infrared, wow, das waren Zeiten! Irgendwie waren wir alle doch „Blow Up“. Geprägt und beeinflußt von David Bailey oder – noch ein David – von Hamilton. Wer erinnert sich noch an „Susanna im Bade“, veröffentlicht in der legendären „Twen“? Heute muß man ja (herzliche Grüße, Frau von der Leyen!) aufpassen, nicht eine halbe Brustwarze zu viel zu veröffentlichen. Besonders im Internet. Das muß „sauber“ sein. Ach Gott, was waren die Zeiten im Vergleich dazu damals freizügig. Es gab so etwas wie die „Sexuelle Revolution“. Aber Oswalt Kolle ist ja nun auch gestorben. Und Beate Uhse ist schon lange tot. Und die Moralinsauren sind wieder auf dem Vormarsch. Wir „verstaubten Oldtimer“ schütteln ungläubig den Kopf ob solcher verstaubten „neuen“ Moral.
Und wenn wir in die „neuen“ Archive schauen, Microstock genannt, dann sind wir gleichfalls baff erstaunt, daß es auch dort alles andere als freizügig zugeht. Man suche mal nach „Sex“. Bei den Ergebnissen wird man wahrscheinlich nie wieder Lust darauf haben. Wahnsinnig „clean“, was da so abgeht.
Gut, andererseits, daß das so ist. Ja, das meine ich ganz im Ernst. Denn auch das Thema „Zeitgeschichte“ oder „Zeitgeist von anno damals“ ist dort absolut unterrepräsentiert. Das mag nun auch daran liegen, daß – wie es Ken Rockwell mal zum Ausdruck brachte – die hundert Millionen digitalen Knipser, die dort ihre Bilder hochladen, in der Hoffnung, daß sie sie dort beim Billigen Jakob auch noch „gewinnbringend“ verhökern könnten, eventuell selbst gar keine „Geschichte“ haben. Ich verschweige jetzt mal ganz höflich, daß Ken von „monkeys“ schrieb. Aber zurück dazu, weshalb das eben gut ist: weil wir „alten Deppen“, die wir vor vierzig Jahren (ähm, da waren wir noch verdammt jung!) schon eine Kamera in Händen hielten und knipsten, was uns vor die Linse kam, auch die Girls und Beauties, nun heute gut gefüllte Archive besitzen.
… dann haben wir auch neues Material on Stock, mit dem wir unsere anspruchsvollen Kunden zufriedenstellen können. Zu „vernünftigen“ Preisen.
Heute: "Garten-Paparazzo"
Historisches Bildmaterial ist natürlich mehr als die Siebziger
Als ausgebuffte Profis haben wir natürlich in unserem Fundus nicht nur das, was wir selbst im Laufe unseres Reporter-Daseins geknipst haben (auch die zeitgeschichtlichen Ereignisse, natürlich nicht nur sexy Mädchen), sondern auch das, was wir auf den diversesten Dachböden und den diversesten Rumpelkammern ausgegraben haben. Und damit vielleicht vor dem Wegwerfen bewahrt. Immerhin leben wir in der Wegwerf-Gesellschaft. Und die eliminiert auch gerne ihr visuelles Gedächtnis.
Was aber wären wir ohne dieses Gedächtnis? Die Erinnerung, an Menschen und Ereignisse, in Bildern. Nicht nur an die sexy Girls aus unserer eigenen Jugend. Ach ja, deshalb brauche ich auch nach wie vor meine Scanner. Und meine Lupe.
Heute vor zwanzig Jahren war für mich als Fotoreporter ein denkwürdiger Tag:
Seit dem 9. November gab es die Reisefreiheit für die Bürger der DDR. Und den folgenden Samstag nutzten alle, die es konnten, um in Scharen über die Grenze in den Westen zu fahren.
Gemeinsam mit der versammelten Weltpresse, mit Kollegen von Gamma, Black Star, Sygma oder Sipa, stand auch ich damals beim Grenzübergang im oberfränkischen Rudolfstein auf den Leitplanken der Autobahn, um dieses historische Ereignis zu dokumentieren.
Es war der Anfang hin zur Deutschen Einheit ein knappes Jahr später.
Seit Ungarn seine Grenzen geöffnet hatte, hatte ich diesen Abschnitt der Geschichte des 20. Jahrhunderts begleitet. U.a. für „meine“ Agentur, den Keystone Pressedienst in Hamburg.
Meine Fotos erschienen in Zeitungen, Zeitschriften, Jahreschroniken und Büchern.
Ich bin noch heute stolz darauf, damals dabeigewesen zu sein.
Und diese Kamera war dabei, hat Geschichte gesehen und im Bild festgehalten (nicht nur den Mauerfall, „The Fall of the Wall“, „La Chute de la mur“):
Meine beiden Nikon F2 von Rudolfstein
Mein Bildmaterial von diesem denkwürdigen Tag ist im Vertrieb von Keystone. Neben den digitalisierten Fotos sind dort weitaus mehr Bilder auch als Dias (KB) und SW-Prints 18×24 im dortigen Hamburger Archiv!
Ich bin ja nicht unbedingt ein hoffnungsloser Nostalgiker, aber manchmal kommt doch richtig Wehmut auf, wenn man sich rückerinnert. Wenn ich heute so den staatlichen und behördlichen Regulierungswahn betrachte, die Verbote, die Bevormundung der Bürger, den immer weiter um sich greifenden Nanny-Staat, dann beschleicht mich in der Tat Wehmut in der Erinnerung an die Zeit, als wir begannen, gegen genau das aufzubegehren. Damals. In den „Wilden Siebzigern“.
This film is my personal looking back to the Seventies, in my eyes one of the most fascinating decades of the 20-th century. A review of my work as a photographer and artist and a tribute to those women then modelling for me. I did celebrities, fashion and glamour. Think it was like in the film „Blow up“ by Antonioni! — Dieser Film, zusammengestellt aus „uralten“ Fotos ist meine persönliche Rückschau auf die Siebziger Jahre des 20. Jahrhunderts, als meine Karriere als Fotograf begann. Da kommt so etwas wie Wehmut auf, bei der Rückbesinnung auf diese wilden und freizügigen Jahre. Es war die Zeit der „Sexuellen Revolution“, der Befreiung von überkommenen Normen und Zwängen. Und ich (Jahrgang 1952) war damals ein typisches Kind der Zeit. Für unsere Generation galt: „Alles ist erlaubt!“ Das wichtigste war Freiheit, gegen den Strom schwimmen, non-konformistisch sein. Ach ja, von diesen Zeiten kann man heute nur noch träumen, angesichts einer ausufernden Reglementierungswut allenthalben und der Beschneidung bürgerlicher Rechte. Aber damals, damals, das war Aufbruchstimmung. Aufbruch in eine Zeit ohne Bevormundung. Revolte gegen Eltern, Lehrer und staatliche „Autoritäten“. Lang, lang ist’s her …
Es war natürlich damals genau so, daß da auch die „Obrigkeit“ und das „gesunde Volksempfinden“ einen argwöhnisch beäugte. Wenn du etwa – war ja immerhin die Zeit der Sexuellen Revolution – dich an Aktfotografie rangemacht hast. Erotikfotografie. Da war das Moralinsaure auch nicht weit weg. Wie heute. Dabei waren die Bilder, aus heutiger Sicht, doch eigentlich total harmlos.
Rückenakt in freier Natur
Aber das bißchen Busen war durchaus geeignet, empörte Entrüstung hervorzurufen. Und erst diese „lasziven“ Posen!
Am Fenster
Nun ja, aber auf was ich wirklich stolz bin, das ist die Tatsache, daß meine Fotos von damals sogar heute, mehr als dreißig Jahre später, immer noch gerne in den Medien verwendet werden. Und zwar auch dann, wenn es nicht um eine Rückblende auf die Siebziger geht …
Ein Bilderdienst zu den Siebzigern (model-released)
Gestern erhalte ich eine „Videobenachrichtigung“ von YouTube, daß ein eingestelltes Video gesperrt wurde. Wegen „unangemessener Inhalte“. Man droht mir gar die komplette Sperrung meines Kanals an.
Es war ein Werbevideo für das erotische Material der Agentur.
Es enthielt keine pornografischen Inhalte. Es waren Symbolbilder. Wenn auch – zugegebenermaßen – welche von der „expliziten“ Art. Aber auf jeden Fall keinerlei erkennbare Geschlechtsteile, kein echter Geschlechtsverkehr usw. Dazu eine kleine Bewegtbildsequenz, die noch nicht mal als „Softporno“ gelten kann. Da ging es in den uralten Schulmädchenreports aus den Siebzigern aber heftiger zur Sache. Geschweige denn in „Trio Infernal“ (Romy Schneider und Michel Piccoli).
Material daraus war bereits in der Presse veröffentlicht. Und zwar genau deswegen, weil es diesen authentischen Touch hat!
Nachdem vor einiger Zeit Flickr Erotik-Material zensierte, nun auch Zensur eines Werbevideos für erotisches Bildmaterial durch YouTube.
Fallen wir denn wirklich und tatsächlich langsam aber sicher in allem wieder zurück in die moralinsauren Zeiten? Wann kommt der erste wieder, der behauptet, onanieren führe zu Gehirnerweichung? Ist Sex bald wieder „bäh“ im „freien“ Internet? Wird bald gesucht, ob irgendwo das Wort ficken kopulieren vorkommt? Kommen „Stille Tage in Clichy“ (Henry Miller), „Fanny Hill“ oder „Lady Chatterly“ bald wieder auf den Index?
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