Unterwegs in der Südpfalz – Kandel – Jockgrim – Rheinzabern
Kandel war ein Zentrum des Tabakanbaus in der Pfalz. Aber den Pfälzer Tabakbauern geht die Luft aus. Diese traditionelle Erwerbsquelle der Bauern in der Vorderpfalz ist bedroht durch Rauchverbote, das Verbot der Zigarettenwerbung etc. pp. – Viele der Bauern haben den Anbau bereits eingestellt und konzentrieren sich nun auf andere Produkte. Die Trockenspeicher für die Tabakpflanzen stehen vielfach leer, womit auch das gewachsene Gesicht der Tabakdörfer sich zu veändern droht. Viele Betriebe haben auf Gewürzfelder umgestellt. Hatzenbühl war lange Zeit das älteste und zeitweise auch größte „Tabakdorf“ in Deutschland, weil in der Südpfalz Klima und Böden für den Anbau dieses Nachtschattengewächses ideal waren. Trotz eines rapiden Anbaurückgangs wegen starker internationaler Konkurrenz blieb die Südpfalz viele Jahre eines der wichtigsten deutschen Anbaugebiete. Höhepunkt waren nach dem Zweiten Weltkrieg die Jahre zwischen 1970 und 2009, als rund um Kandel, Herxheim und Hatzenbühl auf über 1200 Hektar die drei Sorten Badischer Geudertheimer für Zigarren sowie Badischer Burnley und Virgin für Zigaretten und Pfeifentabak angebaut wurden. Jedoch wurden 2010 die Subventionen der EU für den Tabakanbau gestrichen. Ohne finanzielle Förderung gaben viele Tabakpflanzer die zeitintensive und mit Handarbeit verbundene Produktion auf.
Der Adamshof bei Kandel in der Südpfalz – ein sehr schöner Biergarten:
Das Nußdorfer Bauernkriegshaus
Es war das Jahr 1525 und an einem Kirchweihtag tranken sich die Bauern in Nußdorf (heute ein Stadtteil von Landau) in dem großen Fachwerkhaus gegenüber der Kirche in Hitze. Sie redeten, debattierten und dann machten sie Randale. Es war der Anfang des Bauernkrieges in der Pfalz. Das Original des Hauses wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Das heutige Gebäude stammt aus dem Jahr 1671, wurde aber damals wohl ziemlich originalgetreu dem ursprünglichen Haus wieder aufgebaut.
Nußdorfer Bauernkriegshaus – hier nahm 1525 der Pfälzer Bauernkrieg seinen Anfang
Bild oben: Frankweiler an der Deutschen Weinstraße
Burrweiler: Hier befindet sich das Deutsche Ofenmuseum.
Von Hainfeld nach Neustadt an der Weinstraße
Wir fahren entlang der Deutschen Weinstraße. Start ist in Hainfeld, es geht über Rhodt unter Rietburg und Maikammer nach Neustadt an der Weinstraße. Dort machen wir einen Bummel durch die Altstadt. Wir sehen die Stiftskirche und das Rathaus.
Die Drehscheibe Südwestpfalz hat nun ein gutes halbes Jahr hinter sich gebracht. Es war eine interessante Zeit gewesen und es ist einiges an recht interessantem journalistischem Material entstanden. In Wort, Bild und Film. Für mich Ansporn, diese Reihe weiter zu betreiben. Wir haben Aufmerksamkeit gewinnen können für die allgemein weniger bekannten Regionen im Südwesten Deutschlands und im angrenzenden Frankreich.
Wir konnten die schönen und die problematischen Seiten der Region aufzeigen. Vom Naturwunder bis zum unglaublichem Umgang mit Kulturgütern. Wir konnten Informationen und Wissenswertes weitergeben und wir konnten den Finger in die Wunde legen. Beides war auch mein Ziel gewesen, als ich dieses Label intiierte.
Das Filmmaterial der Reihe finden unsere Zuschauer in einer eigenen Playlist auf You Tube.
Die Filme, die mir wichtig sind
Die „Drehscheibe Südwestpfalz“ war so noch gar nicht projektiert, als ich den Clip über den Tabakanbau im Gebiet von Kandel machte. Pfälzer Tabak ist ein Qualitätsprodukt und brachte dereinst den Anbauregionen Wohlstand.
Die unsinnige Verteufelung des Tabakgenusses wird hier einschneidende Veränderungen mit sich bringen. Gottseidank sind die Pfälzer so traditionsbewußt, daß, auch wenn der Tabakanbau rückläufig werden wird, sie nicht etwa die Trocken- und Fermentierungs-Speicher niederreißen werden. So wird verhindert, daß eine ganze Region ihr Gesicht verliert.
Ein anderer kleiner Ort in der Südwestpfalz hat leider sein Gesicht verloren.
Abriß eines Kulturdenkmals
Mit der Streichung aus der Denkmalliste und dem Abriß des Herrenhauses aus dem 18. Jahrhundert auf dem Felsenbrunnerhof ist ein Kulturdenkmal für immer verschwunden.
Es bleibt zu hoffen, daß sich eine solche Kulturschande mit der Villa Loeser in Pirmasens nicht wiederholen wird. Auch darüber berichteten wir.
Mystic Places – Mystische Orte – das Geheimnis der Steine
Jenseits der französischen Grenze und dort wiederum ziemlich genau auf der Grenze zwischem dem Elsaß und Lothringen gibt es einen alten kultischen Ort mit einem alten christianisierten Menhir. Den Pierre des Douze Apôtres, den Zwölf-Apostel-Stein, auch Breitenstein genannt.
Die Zitadelle von Bitche
Dieser mythische Ort liegt im Pays de Bitche, dem Bitscherland, mit der Stadt Bitche (Bitsch) im Zentrum, auch heute noch Garnison. Und eine alte Festungsstadt. Die weithin sichtbare Zitadelle wurde dereinst, wie sollte es in Frankreich anders sein, von Vauban erbaut.
Und hier noch der Film zum „Making of …“
Ein Beinhaus aus dem 11. Jahrhundert – der Ossuaire von Schorbach
Unweit von Bitche liegt die kleine Gemeinde Schorbach. Und dieser kleine Ort hat eine ganz besondere kulturgeschichtliche Besonderheit aufzuweisen. Das mittelalterliche Beinhaus auf dem Friedhof bei der Kirche.
Für meine Frau und mich hat dieser heilige Ort eine ganz besondere Bedeutung. Gedenken wir doch hier unserer Verstorbenen.
Die Mardellen von Vinningen und die Lothringer Kreuze
Wieder auf deutscher Seite finden wir zum einen bei der Ortschaft Vinningen zwei Mardellen, Einstürze, Dolinen auf der Hochfläche.
Und an einer Reihe von Stellen auf der „Hackmesserseite“ genannten Region die sogenannten Lothringer Kreuze.
Einmalig in Europa – der deutsch-französische Kindergarten in Liederschiedt
Zur Hackmesserseite gehört auch der Ort Schweix. Und in dessen Nachbarort Liederschiedt in Lothringen (Department Moselle) befindet sich der einzige grenzüberschreitende deutsch-französische Kindergarten in Europa.
Europas älteste Schuhfabrik: Peter Kaiser in Pirmasens
Pirmasens nannte sich einmal mit Fug und Recht „Deutsche Schuhmetropole“. Auch wenn weithin vom alten Glanz nicht allzu viel geblieben ist, so ist in der Stadt aber dennoch immer noch die älteste Schuhfabrik Europas beheimatet.
Zeugnis vom deutsch-französischen Krieg 1870 – 1871
In Woerth, wo eine der ersten blutigen Schlachten im Jahr 1870 tobte, erinnert ein Museum an dieses dunkle Kapitel der deutsch-französischen Geschichte.
Auch aus kriegerischen und feindseligen Zeiten stammen die kaum mehr auffindbaren Bunker des Westwalls im Pfälzerwald. Auch sie finden unsere Aufmerksamkeit, um (nicht nur diese gesprengten Überreste) vor dem Vergessen zu bewahren.
Soweit mein kleiner persönlicher Rückblick auf eines meiner – für mich – interessantesten journalistischen Projekte. Zugleich auch eine Wiederannäherung an meine Heimatregion. Ein „back to the roots“. Wir hoffen, damit Ihr Interesse zu finden und werden auch weiterhin für Sie unterwegs sein.
Foto- und Filmaterial des vorstehenden Clips: Irmgard Roth
Nachdem ich mich in der jüngeren Zeit fast nur der „schönen“ Themen angenommen habe, Gartenspaß und Natur, möchte ich mal wieder etwas Kritischeres und „Zeitgeistiges“ beleuchten. Und wie man an meinem nun doch zehn Jahre alten Ausriß sieht brennt das Thema nun doch schon lange unter den Nägeln. Aber nach meinen ganz bescheidenen Beobachtungen hat es sich mittlerweile vielfach potenziert. Und so ist ein bißchen Polemik durchaus angesagt.
Jung, fit, schön. Das sollen die Garanten des privaten und berufliches Erfolges sein. Jugendkult, Gesundheits- und Fitnesswahn, Genußfeindlichkeit (kein Alkohol, nicht rauchen, angeblich „gesunde“ und kalorien- und fettreduzierte Ernährung und so weiter und so fort) sind zu den Götzen unserer Zeit geworden. Zur Ersatzreligion.
Der Wahn treibt ja die seltsamsten Blüten. Während es in den Fünfzigern noch dem Chefarzt in der Ärztekonferenz „vorbehalten“ war, für alle „Feuer frei“ zu geben (denn eigentlich durfte nur er als Chef ungefragt rauchen), man Größen der Medizin auf Fotos mit Zigarette sah, wollen die Damen und Herren im weißen Kittel heute die Raucher „heilen“.
Da muß ich einfach die Anekdote am Rande zum Besten geben. Ich habe vor kurzem tatsächlich einen Check-Up gemacht, so mit allem drum und dran, Belastungs-EKG, Lungenfunktionstest, Ultraschall der Organe und Gefäße. Ich bin 56 und rauche seit 40 Jahren. Und, welch Wunder, meine Gefäße zeigen keinerlei Plaque, keine Ablagerungen, keine Veränderungen, die Carotis frei. Gut, ich habe meinem Arzt nicht gesagt, daß das vielleicht von den Hektolitern Rotwein kommt, die ich in meinem Leben schon gesoffen habe. Oder von dem vielen Knoblauch, den ich als mediterran geprägter Mensch so innig liebe.
Und dann sind wir nämlich direkt bei einem Thema, das nennt sich French Paradox.
Was, bitteschön, ist das denn?
Ganz einfach: In weintrinkenden Nationen sterben die Menschen seltener an Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dieses Phänomen wurde in den 80iger Jahren des abgelaufenen Jahrhunderts durch den französischen Professor Serge Renaud entdeckt und ist inzwischen weltweit als “French Paradox” anerkannt. Er entdeckte schon damals und konnte nachweisen, daß die Franzosen zwar gern und gut essen, aber dennoch ein deutlich geringeres Risiko aufweisen für Herzerkrankungen und deutlich weniger den gefürchteten Herzinfarkt erleiden. Die Botschaft von Professor Renaud für dieses Paradoxon: der Grund liegt in dem regelmäßigen Rotweinkonsum der Franzosen zu den Mahlzeiten.
Die gesundheitsfördernde Wirkung des Weines liegt offenbar in der besonderen Kombination wertvoller Inhaltsstoffe im Wein mit dem Alkohol. Dies hat Renaud in einer späteren Studie 1998 in Nancy, Frankreich, herausgefunden. Er untersuchte 34.000 Männer im Alter von 40-60 Jahren. Die Weintrinker (2-3 Gläser pro Tag) hatten eine niedrigere Sterblichkeit als die Gruppe der starken Trinker, aber auch als die Abstinenzler. Bei diesen moderaten Weintrinkern wurden außerdem weniger Krebserkrankungen festgestellt.
Und jetzt? Ta, da gibt es dann plötzlich ein ganz neues French Paradox. Siehe hier. Bloß gut, daß die ranzosen wenig obrigkeitshörig sind und sich zur Wehr setzen! Wäre ja noch schöner, wenn die Weinkultur in Frankreich untergehen würde!
Dann ist da doch noch die Mittelmeerdiät auch bei den echten oder selbsternannten Ernährungsberatern in aller Munde. Eigentlich ist das ja auch nix anderes als das French Paradox. Knoblauch, Rotwein, Olivenöl. Das sind sie, die Wundermittel, die schon die Altvorderen der Mittelmeerstaaten für ein langes Leben nutzten. Und rauchten! Gut, in den heute publizierten Formen ist rauchen „bäh!“. Auch der Rotweinkonsum soll „moderat“ sein. Klar, ich sauf‘ ja keine ganze Flasche allein! Aber, liebe Ernährungs-Fuzzies, konzentriert Euch nicht nur auf die Tomaten, denkt auch an den Mozzarella di Buffala. Und an den Alkohol und den Tabak. Auch die urältesten Griechen rauchen und trinken Uozo im Kafeneon. Die sehen nicht nur so aus, da sind wirklich ein paar Neunzig- und Hundertjährige dabei.
Denkt bei der Mittelmeerdiät auch an die Muse und an die sozialen Kontakte.
Der einsame Jogger mag noch so viele Endorphine produzieren, er wird nicht länger leben. Wozu auch, wenn er sich auf der Jagd nach der ewigen Jugend nur kasteit?
Und unter „sozialen Kontakten“ verstehe ich auch nicht das, was die Träger von schwarzen Anzügen tun (zum Beispiel die Jung-Akademiker von McKinsey oder Roland Berger, die man heutzutage ja überall dort finden, wo man was auf sich hält; die haben den Dienstfahrzeugen der Bundeswehr bekanntermaßen auch die neue Tarnfarbe silbermetallic verpasst), die in irgendwelchen Firmen-Foyers zusammenstehen und sich – vor dem anschließenden wilden Nach-Feierabend-Gerenne durch irgendwelche Stadtparks – gegenseitig an banalem aber bedeutungsschwangerem Gewäsch überbieten.
Nein, ich meine Freunde und Familie, die einem Rückhalt geben.
Ich rede hier nicht gegen Sport, wohlgemerkt. Ich habe dafür viel zu viel Sport betrieben in meinem bisherigen Leben. Auch nicht gegen eine halbwegs „vernünftige“ und ausgewogene Ernährung. Ich predige auch nicht das Übermaß. Ich wende mich gegen den Wahn, der uns alles verbieten will, was Spaß macht. Und gegen den Wahn, der uns weismachen will, daß nur das Ausüben aerober Sportarten uns länger leben läßt – und gesund erhalte.
Ich denke da lieber wie der gute alte Paracelsus: „Die Dosis macht das Gift!“ Und Gift ist auch der Wahn. Gesundheit um den Preis des Lebens.
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