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Film vs. digital – quo vadis photography?

10. Oktober 2009
Digital versus Film

Digital versus Film

Selbst im professionellen Sektor ist diese Debatte noch nicht zu Ende: Weiter auf Film fotografieren oder nur noch digital.

Nikon F4 (links) und Nikon D2H (rechts) - analog vs. digital

Längst keine Diskussion mehr im Bereich der aktuellen Nachrichtenfotografie. Hier zählt die Schnelligkeit. Aber im Stockfotobereich kann Film durchaus noch eine Alternative sein. Denn professionelle digitale SLR-Kameras sind nicht gerade preiswert. Schon gar nicht die, mit den zig Megapixeln. Um nur ein Beispiel zu nennen: meine Nikon D2H hat als Vorführgerät so ziemlich das in Euro gekostet, was 1990 meine F4-E (auch ein Vorführgerät) in DM kostete. Sie war mehr als dreimal so teuer wie damals eine Nikon F2 mit Motor MD-2!

Dann kommt da noch eine ganz andere banale finanzielle Überlegung hinzu: man hat funktionsfähige und robuste Werkzeuge, für die man einmal viel Geld bezahlt hat. Will man die heute verkaufen, dann kriegt man kaum noch was dafür. Man muß nur mal reinschauen bei ebay, wie dort solche Gerätschaften geradezu verramscht werden. Sicher, wenn du Profi bist, dann sind die Kameras längst abgeschrieben. Aber … 

Analoge Profi-SLR's und Dias

Analoge Profi-SLR's und Dias

Die D2H hat mal gerade 4,1 Megapixel. Da hat selbst eine Coolpix P5000 mehr. Das reicht zwar dicke für mehr als 90% aller möglichen Verwendungen meiner Bilder.  Im Zeitungsdruck allemal selbst für größere Formate. 

Und auch in Zeitschriften und Magazinen verlangt die übliche Abbildungsgröße nicht nach mehr.

An der Stelle mal ein „Retro-View“: vor der Zeit der digitalen Bilddateien habe ich meine Abnehmer keisewegs nur mit 18×24-Abzügen beliefert. Das war nur mal ganz früher bei SW-Fotos so. Farb-Prints gingen im 13×18-Format an die Presse raus (angefertigt im Schnell-Labor, in einer Stunde waren bei Photo Porst hier in Nürnberg der Film entwickelt und die Prints fertig!). Da war auch der Preis der Grund dafür. Und auch das konnte größer als lediglich als „Briefmarke“ gedruckt werden. Siehe z.B. nachstehende Publikation mit einem Abdruckformat über zwei Spalten in einer Zeitschrift.

Anders sieht es da aber schon im Hochglanz-Buchdruck aus …

… da sind bereits höhere Auflösungen selbst für eine Viertelseite gefragt. Also doch eine D3 kaufen? Nie und nimmer nicht! Ich wüßte nicht, wie ich die bezahlen sollte. Wenn man sich mal überlegt, daß die Honorare im Fotosektor seit 20 Jahren nahezu unverändert sind. Eher rückläufig. Man denke nur an Microstock-Agenturen, bei denen sich durchaus auch die Größen der Verlagshäuser bedienen. 

Alternative? Eben auf Film fotografieren, statt der D-SLR in einen – guten – Scanner investieren, der im Regelfall dennoch preiswerter ist als die Super-Megapixel-Reflex? Dias oder Negative mit 5.000 Pixeln lange Seite digitalisieren. Sehr arbeitsaufwendig. Sehr zeitraubend. Aber rentiert sich die unter viel Aufwand produzierte Qualität noch? Im Zeitalter von Microstock. Dem allgegenwärtigen, von einer Vielzahl von Fotografen – insbesondere Amateuren – bedienten Konkurrenten?

Ich persönlich habe mir die Nachtschichten am Scanner seit mehr als drei Jahren abgewöhnt. Zu viel Aufwand. Denn, wie gesagt, für 90 Prozent meiner Bildverwendungen reicht die D2H. Und es ist schlußendlich auch eine Raumfrage. Denn das analoge Bildmaterial muß archiviert werden (und eine Viertelmillion Dias und Negative habe ich mindestens im Archiv) und das digitalisierte Material dann noch zusätzlich.

Meine eigene Zukunft ist daher nur noch digital. Meine „alten“ Arbeitsgeräte sind „eingemottet“ und stehen zum Verkauf. Ich kenne aber Kollegen, die parallel auch immer noch auf Film fotografieren. Und auch welche, die nur auf Film fotografieren.

Drum Frage und Diskussionsanstoß: Wie sieht’s allgemein so aus damit? Hat er eine Zukunft, der Silberhalogenidfilm?

Quo vadis photography? Ein Plädoyer für die Nikon D2H. Bekenntnis eines Pressefotografen gegen die Megapixel-Hype. Warum man seine analogen Geräte nicht einfach auf den Müll schmeißen oder zu Dumping-Preisen verhökern muß. Als hochqualitatives „Zweitgerät“ weiter in Betrieb. Für all die Motive, bei denen es nicht auf die Schnelligkeit ankommt, die Bilder gleich verfügbar zu haben. Denn mit einem guten Scanner holt man aus Dias und Negativen gut und gerne 15 Megapixel!

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Fotografen-Alltag – der ganz normale Wahnsinn

15. Juni 2009

Dem Beruf des Fotoreporters haftet oftmals der Ruch eines gewissen Glamours an. Zugegeben, wir pflegen dieses Image auch selbst ganz gerne. Zelebrieren den Mythos vom „harten Kerl“, vom „Glasaugenzeugen“, der überall dabei ist, wo „Action“ geboten ist.

Zugegeben, mach‘ ich auch.  Die Coreman-Anglerweste, die schweren abgewetzten Kameras mit ihren Gebrauchsspuren. Der Mann schont weder sich noch seine Ausrüstung. Das ist die „Message“, die dabei „rüberkommt“.

Der Alltag sieht aber irgendwie doch ganz anders aus. Hat wenig Glamour. Und verlangt einem im Regelfall eine hohe „Frustrationstoleranz“ ab.

Das liegt nicht nur daran, weil du diese ganze schwere Sch….ausrüstung mit dir rumschleppst (und im Zweifelsall dann doch das richtige Objektiv zuhause hast liegen lassen). Weil du das mit  35 oder mit 45 von der Physis her noch gut kannst, wenn du aber die 50 mal überschritten hast trotz guter Fitness eben nicht mehr ganz so gut. Da kommen eben doch die „Zipperlein“ so langsam zum Vorschein. 

Ich muß mich manchmal über mich selbst wundern. Da hast du runde 20 kg Ausrüstung an dir rumhängen, bist beim Radrennen „Rund um die Nürnberger Altstadt“ mit dem ganzen Gerödel ständig auf Achse und machst dann noch Strahlemännchen, wenn du selbst fotografiert wirst!

Aber dabei tut dir der Rücken weh, daß du brüllen könntest! Und der Kamera-Body hängt dir am Neckstrap wie Blei am Hals. Na ja, gibt ’ne austrainierte Nackenmuskulatur …

Und der Bizeps kommt auch nicht zu kurz, wenn du mit der langen Tüte „anlegst“.

Und dabei denkst du: „Hoffentlich rennt mich der Gaul nicht über den Haufen, wenn er gleich an mir vorbeikommt!“

Denn wer lange genug im Reitsport gearbeitet hat, der weiß, daß die Mär vom „edlen Pferd“ eben eine Mär ist. Das Pferd hat ein ziemlich kleines Gehirn. Ich möchte da jetzt nicht gleich sagen, das Pferd sei strohdumm. Aber weit entfernt davon ist es nicht. Und es hat – typisch Fluchttier – so ziemlich vor allem Angst. Besonders vor Fotografen!  Und wenn so ein Viech dann in seiner Panik noch gar seinen Reiter abwirft und der das Turnier deswegen nicht gewinnt, dann habe ich echten Ärger. Und werde zur Kasse gebeten. Dann kann ich ihm nämlich die entgangene Siegprämie zahlen.

Der geneigte Leser hat sicher bereits schon jetzt erkannt, daß „Bildberichterstatter“, wie das mal hieß, ein echt neurotischer Job ist.

Nun denn, wird sich mancher sagen, dann mach doch wirklich was mit Glamour, etwas das Charme hat. Werde Glamour-Fotograf.

Glamour Photography

Glamour Photography

Habe ich auch gemacht. Bis in die Neunziger. Wer jetzt aber denkt, das müsse doch toll sein, immer leicht oder gar nicht bekleidete Mädchen abzulichten, auch der irrt. Denn das ist auch knallharte Arbeit. Die Damen können eigenwillig sein. Sehr eigenwillig.

Es ist noch nicht mal so schwer, das „Mädchen von nebenan“ zu finden, das bereit ist, sich – gegen gutes Salär natürlich – vor deiner Kamera auszuziehen.

Du hast dabei natürlich die Wünsche deiner Bildabnehmer …

Erotikfotografie ür die Ratgeberseiten von Zeitschriften

Erotikfotografie für die Ratgeberseiten von Zeitschriften

 … vor Augen. Und die illustrieren natürlich – natürlich! – Themen, die haben irgendwie etwas mit Sexualität zu tun. Auch mit deren „Schattenseiten“, „Menschen und Schicksale“ eben. Gerade in osteuropäischen Medien gab es da nämlich nach dem all des Eisernen Vorhangs wohl einen großen – und nicht schlecht bezahlten – „Nachholbedarf“.

Aber auch die westlichen Yellows und die Boulevard-Presse haben da immer Bedarf.

Und dann sind wir ganz schnell an dem Punkt, wo die Mädchen gerne zickig werden. Ausziehen ja (Gedanken daran, damit die große Karriere à la Nadja Auermann zu starten?), aber  bitte nur „schöne“ Fotos, mit positiver Ausstrahlung. Bitte nicht irgendwas, was „anrüchig“ sein könnte!

Ich hab’s dann irgendwann aufgegeben. Es war mir einfach zu blöd geworden, diese Debatten und Diskussionen. Und dann noch gutes Geld dafür zu bezahlen. Natürlich – wie eben so üblich in der Branche – ohne jegliche Garantie, daß das je wieder reinkommt.

Also back to the roots …

… und Aktualitäten fotografieren, Nachrichtenbilder, Ereignisse der Zeitgeschichte.

Du rennst also weiter mit deinen 20 Kilo Ausrüstung durch die Gegend, diskutierst mit Sicherheitskräften, streitest mit Kollegen um die beste Aufnahmeposition und rennst, um deine Bilder schnell im Geschäft zu haben. Es ist ein neurotisches Business. Egal, was du machst.

Du dokumentierst den Wahnsinn auf Deutschlands Autobahnen, den einzigen auf der ganzen Welt, auf denen jeder so schnell fahren darf wie er will. Du bist auf „deinen“ Autobahnen unterwegs, der A6 und der A9. Im Regen, bei Schnee, bei jedem Wetter. Du hälst sie fest, die Raser, die Drängler, die LKW-Karawanen.

Nicht umsonst habe ich mal vor Jahren einen Artikel über den Beruf geschrieben, der mit „Der ganz normale Wahnsinn“ betitelt war.

Diesen ganz normalen Wahnsinn mache ich jetzt seit 1986. Und jetzt muß ich eines mal sagen, trotz allem „Genörgel“, trotz aller Anstrengungen und Mühen – verbunden mit einer Honorarsituation, die sich in den letzten zwanzig Jahren wenig zum Guten entwickelt hat: es macht dennoch Spaß! Es ist ein Job, der vor Stress geradezu gepfeffert ist. Es ist ein Job, in dem du permanent eine Menge Geld in dein Equipment stecken musst. Und das wird im digitalen Zeitalter immer teurer. Aber ist auch ein Job, der interessant ist und abwechslungsreich. Wie kaum ein anderer. Und er hält einen auch körperlich verdammt fit. Wer ständig ein 2,8/300-er Objektiv stemmt, der spart sich jedes Fitness-Studio!

Nature Photography - Click for enlarging

Nature Photography

Und ich persönlich habe (s. Post „Garten-Paparazzo„) mittlerweile ein Metier gefunden, das nun wieder eine echte Herausforderung für mich darstellt. Schau’n mer mal, was ich da in ein paar Jahren zu nörgeln habe …

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