Tagebuch Bretagne (VI)

In diesem Teil unseres Tagebuches widmen wir uns etwas ausgiebiger dem oft als „Heiliger Berg des Abendlandes“ bezeichneten UNESCO-Weltkulturerbe Mont-Saint-Michel.

1.300 Jahre Mont-Saint-Michel

1.300 Jahre Mont-Saint-Michel

Großes Jubiläum war 2008: Der „Mont“, wie ihn die Einheimischen nennen, feierte seinen 1.300-jährigen Geburtstag.

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Der Mont Saint-Michel ist eine felsige Insel im Ärmelkanal an der Mündung des Couesnon etwa 1 Kilometer vor der Küste im Wattenmeer der Normandie, nahe Avranches und der Grenze zur Bretagne.  Wobei sich Bretonen und Normannen gerne trefflich streiten, wem er denn nun wirklich gehöre. Reiseführerverlage gehen diesem Streit aus dem Wege, indem sie ihn sowohl in ihren Werken über die Normandie als auch in die über die Bretagne aufnehmen.

Auf jeden Fall gehört zu Frankreichs beliebtesten und meistbesuchten Sehenswürdigkeiten.

Im Kloster leben und arbeiten noch heute etwa ein Dutzend Benediktinermönche, und er hat sich nicht nur wieder zu einer großen Touristenattraktion, sondern auch erneut – noch in geringem, aber wachsenden Umfang – zu einem Pilgerort entwickelt, unter anderem im Zusammenhang mit dem Jakobsweg. Er wird jährlich von etwa 3,5 Millionen Menschen besucht. Der Berg und seine Bucht gehören seit 1979 dem Weltkulturerbe der UNESCO an. Außerdem wird er auch seit 1998 als Teil des Welterbe „Jakobsweg in Frankreich“ aufgeführt.

Geschichte des Heiligen Berges

Nach der Legende erschien 708 der Erzengel Michael dem Bischof Aubert von Avranches, mit dem Auftrag zum Bau einer Kirche auf der Felseninsel. Aber der Bischof folgte auch der mehrfach wiederholten Aufforderung nicht, bis der Engel ihm mit seinem Finger ein Loch in den Schädel brannte. Der Schädel von Aubert mit dem Loch wird in der Kirche St-Gervais in Avranches aufbewahrt; in Wahrheit dürfte es sich jedoch um einen neolithischen, trepanierten Schädel handeln. Im Zeitraum 708-709 errichtete der heilige Aubert dann ein erstes Sanktuarium zu Ehren des heiligen Michael.

Über die Jahrhunderte hatte der Berg eine wechselvolle Geschichte.

Im Hundertjährigen Krieg belagerten ihn die Engländer, die dazu sogar eine eigene Stadt gründeten: Granville im Norden des Mont. En passant bemerkt: die Geburtstadt des Modeschöpfers Christian Dior.

Während der Französischen Revolution wurde die Abtei, bis dahin Pilgerziel von europäischem Rang, in ein Gefängnis umgewandelt.

Und hätte nicht eine Bewegung um Victor Hugo um 1836 begonnen, sich für die Wiederherstellung der Klosteranlage stark zu machen, so wäre dieses einmalige Kulturgut wahrscheinlich noch völlig heruntergekommen.

Tipp: Besuchen Sie den Mont bereits früh am Morgen, bevor die ganzen Touristenströme eintreffen. Dann erleben Sie den Berg in seiner mystischen Faszination. Denn im Laufe des Tages wird es eng in der Grand Rue, die den Berg hinaufgeht und an der sich die Restaurants und Souvenirläden befinden.

Der Mont, fest in der Hand der Touristen

Der Mont, fest in der Hand der Touristen

Zu den Attraktionen des „Mont“ gehören die weltberühmten Omelettes der Mere Poulard. Bei deren Zubereitung kann man zusehen. Schon von weitem ist das klackernde Stakkato der Schaumbesen zu hören, mit denen die Eier geschlagen werden.

Bei Mere Poulard

Bei Mere Poulard

Bei Mere Poulard kann auch übernachten, wer einmal eine Nacht auf dem Berg verbringen will. Ein besonderes Erlebnis, wenn alle Läden geschlossen sind und keine Tagesausflügler mehr da.

Der "Mont" soll wieder vom Meer umspült werden

Der "Mont" soll wieder vom Meer umspült werden

 Renaturierung der Bucht des Mont-Saint-Michels    

Die Bucht droht zu verlanden. Die ersten Schritte eines ambitionierten Renaturierungsprojektes sind bereits unternommen worden. Über die Jahrhunderte konnte der Fluss Couesnon und die Gezeiten die Sedimente zwischen Festland und Insel wegspülen. Doch durch die Errichtung eines Straßendamms 1879 versandete die Bucht. Nun soll die Bucht des Mont-Saint-Michel mit Hilfe eines mehrjährigen Großprojektes renaturiert werden. Der Straßendamm soll abgetragen und 2009 durch eine Brücke ersetzt werden. Das Modell wurde von dem Stuttgarter Planungsbüro Schlaich Bergmann und Partner sowie von dem Wiener Architekt Dietmar Feichtinger entworfen. Diese Maßnahmen sollen der Sedimentation sowie der Ansiedlung von Vegetation, die durch den Damm ermöglicht wurden, entgegenwirken. Mit Hilfe eines Staudammes soll die Strahlkraft des Flusses Cuesnon sowie die Meeresströmung dazu beitragen, bis zum Jahr 2012 etwa 80% der angespülten Sedimente abzutransportieren. Der Besucherparkplatz, der sich aktuell entlang des Straßendammes befindet, wird ebenfalls weichen müssen. Rund 4.000 neue Plätze werden inmitten eines begrünten Areals auf dem Festland entstehen. Eine Panoramabahn wird zwischen dem Parkplatz und dem Weltkulturerbe der UNESCO regelmäßig pendeln. Darüber hinaus können Touristen zu Fuß über die Eichenholzbrücke zum Berg gelangen. Die Umbauarbeiten am Mont-Saint-Michel begannen im Winter 2005/2006. Der erste Schritt ist die Errichtung des bereits erwähnten Staudammes. Insgesamt wird die Umgestaltung ca. fünf Jahre dauern. Der Mont-Saint-Michel bleibt während dieser Zeit für die Besucher uneingeschränkt zugänglich. Diese können sich an einem Infopavillon über den aktuellen Stand des Projektes informieren.
www.projetmontsaintmichel.fr

Im Vordergrund die sog. Agneaux presalés, deren Fleisch besonders köstlich ist

Im Vordergrund die sog. Agneaux presalés, deren Fleisch besonders köstlich ist

 Auf den Salzwiesen der Polder weiden Schafe. Ihr Fleisch gilt als besonders schmackhaft und Lammgerichte gehören zu den Spezialitäten der Region.

 Infos: http://www.lemontsaintmichel.info/ und http://www.le-mont-saint-michel.org/

(Artikel auch mit Material aus Wikipedia)

[WEITER]

2 Antworten to “Tagebuch Bretagne (VI)”

  1. Franz Roth Says:

    … und die neue Reihe „Rund um die Bucht des Mont-Saint-Michel“.

  2. Franz Roth Says:

    Kleiner Clip über den „Mont“ …

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