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Interessantes diesseits und jenseits der deutsch-französischen Grenze im Film

11. Dezember 2009

 

 

 

 

 

An half year later – Rückblick auf ein Projekt

Die Drehscheibe Südwestpfalz hat nun ein gutes halbes Jahr hinter sich gebracht. Es war eine interessante Zeit gewesen und es ist einiges an recht interessantem journalistischem Material entstanden. In Wort, Bild und Film. Für mich Ansporn, diese Reihe weiter zu betreiben. Wir haben Aufmerksamkeit gewinnen können für die allgemein weniger bekannten Regionen im Südwesten Deutschlands und im angrenzenden Frankreich.

Wir konnten die schönen und die problematischen Seiten der Region aufzeigen. Vom Naturwunder bis zum unglaublichem Umgang mit Kulturgütern. Wir konnten Informationen und Wissenswertes weitergeben und wir konnten den Finger in die Wunde legen. Beides war auch mein Ziel gewesen, als ich dieses Label intiierte.

Das Filmmaterial der Reihe finden unsere Zuschauer in einer eigenen Playlist auf You Tube.

Die Filme, die mir wichtig sind

Die „Drehscheibe Südwestpfalz“ war so noch gar nicht projektiert, als ich den Clip über den Tabakanbau im Gebiet von Kandel machte. Pfälzer Tabak ist ein Qualitätsprodukt und brachte dereinst den Anbauregionen Wohlstand.

Die unsinnige Verteufelung des Tabakgenusses wird hier einschneidende Veränderungen mit sich bringen. Gottseidank sind die Pfälzer so traditionsbewußt, daß, auch wenn der Tabakanbau rückläufig werden wird, sie nicht etwa die Trocken- und Fermentierungs-Speicher niederreißen werden. So wird verhindert, daß eine ganze Region ihr Gesicht verliert.

Ein anderer kleiner Ort in der Südwestpfalz hat leider sein Gesicht verloren.

Abriß eines Kulturdenkmals

Mit der Streichung aus der Denkmalliste und dem Abriß des Herrenhauses aus dem 18. Jahrhundert auf dem Felsenbrunnerhof ist ein Kulturdenkmal für immer verschwunden.

Es bleibt zu hoffen, daß sich eine solche Kulturschande mit der Villa Loeser in Pirmasens nicht wiederholen wird. Auch darüber berichteten wir.

Zu beidem auch Infos und Materialien auf Fotos – Filme – Texte.

Mystic Places – Mystische Orte – das Geheimnis der Steine

Jenseits der französischen Grenze und dort wiederum ziemlich genau auf der Grenze zwischem dem Elsaß und Lothringen gibt es einen alten kultischen Ort mit einem alten christianisierten Menhir. Den Pierre des Douze Apôtres, den Zwölf-Apostel-Stein, auch Breitenstein genannt.

Die Zitadelle von Bitche

Dieser mythische Ort liegt im Pays de Bitche, dem Bitscherland, mit der Stadt Bitche (Bitsch) im Zentrum, auch heute noch Garnison. Und eine alte Festungsstadt. Die weithin sichtbare Zitadelle wurde dereinst, wie sollte es in Frankreich anders sein, von Vauban erbaut.

Und hier noch der Film zum „Making of …“

Ein Beinhaus aus dem 11. Jahrhundert – der Ossuaire von Schorbach

Unweit von Bitche liegt die kleine Gemeinde Schorbach. Und dieser kleine Ort hat eine ganz besondere kulturgeschichtliche Besonderheit aufzuweisen. Das mittelalterliche Beinhaus auf dem Friedhof bei der Kirche.

Für meine Frau und mich hat dieser heilige Ort eine ganz besondere Bedeutung. Gedenken wir doch hier unserer Verstorbenen.

Die Mardellen von Vinningen und die Lothringer Kreuze

Wieder auf deutscher Seite finden wir zum einen bei der Ortschaft Vinningen zwei Mardellen, Einstürze, Dolinen auf der Hochfläche.

Und an einer Reihe von Stellen auf der „Hackmesserseite“ genannten Region die sogenannten Lothringer Kreuze.

Einmalig in Europa – der deutsch-französische Kindergarten in Liederschiedt

Zur Hackmesserseite gehört auch der Ort Schweix. Und in dessen Nachbarort Liederschiedt in Lothringen (Department Moselle) befindet sich der einzige grenzüberschreitende deutsch-französische Kindergarten in Europa.

Mehr über den deutsch-französischen Kindergarten hier auf diesem Blog und auf Fotos – Filme -Texte.

Europas älteste Schuhfabrik: Peter Kaiser in Pirmasens

Pirmasens nannte sich einmal mit Fug und Recht „Deutsche Schuhmetropole“. Auch wenn weithin vom alten Glanz nicht allzu viel geblieben ist, so ist in der Stadt aber dennoch immer noch die älteste Schuhfabrik Europas beheimatet.

Zeugnis vom deutsch-französischen Krieg 1870 – 1871

In Woerth, wo eine der ersten blutigen Schlachten im Jahr 1870 tobte, erinnert ein Museum an dieses dunkle Kapitel der deutsch-französischen Geschichte.

Mehr dazu auch auf meinem Blog Nature – Garden – Travel.

Auf Spurensuche im Pfälzerwald

Auch aus kriegerischen und feindseligen Zeiten stammen die kaum mehr auffindbaren Bunker des Westwalls im Pfälzerwald. Auch sie finden unsere Aufmerksamkeit, um (nicht nur diese gesprengten Überreste) vor dem Vergessen zu bewahren.

Mehr zum Westwall auch auf Fotos – Filme – Texte.

Soweit mein kleiner persönlicher Rückblick auf eines meiner – für mich – interessantesten journalistischen Projekte. Zugleich auch eine Wiederannäherung an meine Heimatregion. Ein „back to the roots“. Wir hoffen, damit Ihr Interesse zu finden und werden auch weiterhin für Sie unterwegs sein.

Foto- und Filmaterial des vorstehenden Clips: Irmgard Roth 

 

Südwestpfalz: Wenn der Denkmalschutz noch mehr als total versagt

28. Oktober 2009

Gerade habe ich in meinem letzten Beitrag noch was zur Verantwortung gegenüber einem Erbe geschrieben …

Anderen scheint ihr Erbe nicht so wichtig zu sein, auch dann nicht, wenn es sich um ein zeitgeschichtliches und ganz besonders bedeutendes kulturelles Erbe handelt.

Ein Kulturdenkmal wird abgerissen!

Ein Kulturdenkmal wird abgerissen!

Das war einmal ein spätbarocker stattlicher und prachtvoller Mansardenbau aus dem Jahr 1788. Das Herrenhaus auf dem Felsenbrunnerhof im Landkreis Südwestpfalz. Und stand auf der Denkmalliste. Denn es ist (jetzt muß man sagen: war) eines der letzten architektonischen Zeugnisse aus der Zeit des Landgrafen Ludwig XI.

Denn auch in dessen ehemaliger Garnisonsstadt Pirmasens ist nicht mehr viel aus dieser Zeit zu finden.

Grenadierhaus Pirmasens

Auch dort wurde, was der Zweite Weltkrieg verschonte, systematisch plattgemacht. Die noch in den 60-ern typischen Reihen von Grenadierhäusern in der Schäferstraße mußten der Verkehrsplanung für die „Ader“ der Stadt weichen.

Und nun hat es das Jagdschloß auf dem Felsenbrunnerhof getroffen.

FELSENBRUNNERHOF

Hier ist es ...

Es wurde aus der Denkmalliste genommen und wird nun abgerissen. Besitzer und potentieller Käufer konnten sich nicht über einen Verkauf des leerstehenden Hauses einigen!

Als ich sah, daß der Dachstuhl abgerissen wurde, dachte ich noch: Ja, super, wird das endlich wieder restauriert. Bin ich froh, zumindest das fotografiert zu haben, denn ich habe das Gebäude früher – leider – nie fotografiert! Es war so selbstverständlich und vertraut in der Nachbarschaft. Irgendwann wollte ich es mal ablichten. Wenn es mal wieder einen Anstrich gehabt hätte.

Und dann das. Es wird abgerissen. Ein Denkmal ist plötzlich keines mehr.

Noch im April wurde um das Gebäude gekämpft:

Ein wirklich altes Gebäude, des den Krieg überstanden hat und ein wirklich wichtiges Denkmal für die Region Pirmasens ist, ist es nun nicht mehr weil sich amtlichen Denkmalschützer nicht über ihre Aufgabe im Klaren sind.

„Denkmalschutz wird für Abriss aufgehoben“, PZ-Bericht vom 16. April 2009.

Wenn nun auch noch das letzte Herrenhaus aus der Landgrafenzeit tatsächlich aus der Liste genommen wird, muss sofort ein Aufhebungsverfahren für das Beschäftigungsverhältnis der Denkmalschützer im Kreis eingeleitet werden. Man braucht diese ja nicht mehr, da sowieso bald nichts Schützenswertes mehr da sein wird, was am Ende den Landrat ja auch sehr freuen dürfte, er hält ja auch nichts von Denkmalschutz, was er vor kurzem deutlich zu verstehe gab.

Aber es handelt sich auf dem Felsenbrunnerhof ja nicht um irgendein Haus, sondern um eines der wichtigsten Denkmale im Landkreis und der Stadt Pirmasens. Da sich das Wirken der Denkmalschützer wie eine Blutspur durch die Westpfalz zieht – Weiße Kaserne, Loeservilla, Ixheimer Hammer, Renaissancehaus Hengstbach, Felsenbrunnerhof – müsste dieser unglaubliche Vorgang für Historiker ein Graus sein. Wir vermissen aber das laute Aufschreien, auch der Pirmasenser Stadtspitze, schließlich wird der Landgraf allenthalben als Aushängeschild benutzt.
Bisher haben das Landesdenkmalamt und die untergeordnete Stellen beim Landkreis Südwestpfalz und der Stadt Pirmasens bei der geringsten Schwierigkeit, auf wessen Veranlassung auch immer, alles aus der Liste genommen. Dafür werden die amtlichen Denkmalschützer aber nicht bezahlt. Oder sollte es wirklich Aufgabe des amtlichen Denkmalschutzes sein, alles vergammeln zu lassen, bis es abgerissen werden kann. Es gibt genügend Beispiele für solches Wirken in der Vergangenheit. Man muss also auf Landesebene der verantwortlichen Denkmalpflegerin klar machen, wenn der Felsenbrunner Hof unter den gegenwärtigen Bedingungen abgerissen wird, dass sie dann untragbar wird.

Da das Gebäude eindeutig denkmalgerecht sanierungsfähig ist, könnte das Herrenhaus nur wegen einer nachgewiesenen wirtschaftlichen Unzumutbarkeit abgerissen werden, und zwar als Denkmal. Die Praxis, den Denkmalschutz aufzuheben, um ein Objekt abreißen zu können, ist illegal, das korrekte Verfahren sieht anders aus.

Es ist Aufgabe von Frau Enders, dafür zu sorgen dass

a) sofortige Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden,
b) eine Ermittlung der Kosten einer Gesamtsanierung erfolgt und
c) entsprechende Zuschussanträge gestellt werden.

Außerdem sollte man überlegen, ob sich nicht ein Käufer für dieses tolle Objekt findet. Der BUND könnte einen entsprechenden Interessenten „liefern“.
Die bundesweit in der Denkmalpflege gängige Praxis hat auch im Landkreis Südwestpfalz angewendet zu werden. Denn wenn dieses System Schule machen würde, hätte dies unabsehbare Folgen für die bundesweite Denkmalpflege. Auch unsere Politiker sollten mehr zu unserer Geschichte stehen und nicht alles, was alt ist, einfach abreißen lassen. Dadurch werden unsere Dörfer und Städte gesichtslos.

gez. Walter Stutterich,

BUND Kreisgruppe Pirmasens
BOLZG / BOLZG

Quelle:
Verlag: Adolf Deil GmbH & Co. KG
Publikation: Pirmasenser Zeitung
Datum: Nr.97
Datum: Montag, den 27. April 2009
Seite: Nr.9

Umsonst. Der Felsenbrunnerhof wird gesichtslos! Und geschichtslos.