Posts Tagged ‘Bilddatenbank’

Reflektionen über einen Aufmacher

19. Dezember 2009

Publik-Forum, Dezember 2009, Seite 42  

In der neuesten Ausgabe (Dezember 2009) des Publik-Forum (Zeitung kritischer Christen), des Magazins für Politik, Ethik und Theologie, habe ich auf der Seite 42 den Seitenaufmacher. Ein Aufmacherfoto ist mir eine kurze Betrachtung wert. Denn es zählt nicht zu „Butter und Brot“ für den Bildjournalisten.

Und an dem Beispiel kann man auch recht gut die Überlegungen erkennen, die in einer Bildredaktion zur Auswahl und Verwendung eines Fotos führen.

Die Psychologie des Leseverhaltens und der „Leserführung“. Die Antwort auf die Frage: „Wie setze ich einen Eyecatcher ein?“

Das Originalfoto in meinem Mecom-Pool

Oben sieht man das Originalbild, wie ich es in meiner Bilddatenbank habe. Man sieht, daß die Grafik, das Layout aus dem Wuerformat einen Ausschnitt als Hochformat verwendet und gekontert hat. D.h. das Bild wurde horizontal gespiegelt.

So folgt der Bildaufbau der Betrachtungsweise des Lesers auf die Seite, nämlich von links nach rechts: die angeschnittene Person befindet sich links im Aufbau, sieht auf die Kapelle, die durch den Konter nun rechts ist und führt den Blick damit genau auf den Textanfang.

Denn über der Kapelle, oben im Bild, rechts, steht die Headline.

Die Person ist anonym. Lediglich erkennbar, daß es sich um eine Frau handelt. Alter nicht erkennbar. Das schafft für den Leser auch ein Identifikationspotential. Mit einer anonymen, also „gesichtslosen“, Person kann man sich identifizieren. Das könnte man auch selbst sein. Hier geht Identifikation besser, als wenn man ein Fotomodell mit Gesicht, und damit mit einer erkennbaren eigenen Persönlichkeit, vor sich hat.

Das Foto habe ich auch selbst in einer Montage für einen Bilderdienst zum Thema „Zunahme der psychischen Erkrankungen“ verwendet. Auch hier kommt der Anonymität Identifikationspotential zu. Das Schild „Fluchtweg“ tut dann ein Übriges zur Symbolik.

 

Ähnliche Artikel / Links:

  1. Artikel auf meinem Fotoblog

Rückblende und Ausblick

27. November 2009

In den Achzigern und heute

Andere schreiben Ihre Memoiren. Das ist mir noch ein bißchen zu früh. Aber als mir vor kurzem durch den Kopf schoß, daß ich heuer seit 25 Jahren mit Nikon-Kameras arbeite, da wurde mir auch bewußt, daß ich natürlich und selbstverständlich dann auch bereits ein Vierteljahrhundert als Bildjournalist auf dem Buckel habe.

Na gut, dachte ich mir, jetzt hast du schon einen Film über deine ganzen „alten Hobel“ gemacht, dann mach doch noch einen, fass‘ mal zwei Jahrzehnte in zweieinhalb Minuten zusammen.  Und dann such in deinem Halbmillionenbildarchiv doch einfach noch ein paar persönliche Bilder raus und mach doch einen launigen Artikel. Es gibt ja noch mehr als alte Kameras. Die „gute alte Zeit“, die kannte ja auch noch das Leuchtpult, das Dia, den Fotoabzug, Passepartouts, Slide-Sheets, äh, Diahüllen, Archiv-Regale, Archiv-Kästen, Acetathüllen für Prints und all solche Dinge.

Also bin ich nochmal in mein „Alt-Archiv“ getigert und habe ein bißchen rumgewühlt. Hoffnungsloser Nostalgiker eben. Ach, und manchmal macht es doch auch einfach Spaß, in der eigenen Vergangenheit rumzukramen. Ich schau‘ mir ja auch gerne Fotoalben an.

Da sind wir auch gleich an einem Punkt, warum jeder was von der Fotografie hat. Die Fotografie hält das Gedächtnis wach. Man erinnert sich an Orte und Ereignisse und kann sie sich auch visuell ins Gedächtnis zurückrufen. Ich sage immer „Ohne die Fotografie verlieren wir unsere Erinnerungen“. Ohne die Fotografie verblaßt irgendwann alles im Dunkel der Vergangenheit. Wir vergessen, wie Orte und Menschen ausgesehen haben. Wir brauchen Fotos, um die Erinnerung wachzuhalten.

Würden wir uns denn, könnten wir es überhaupt, an die unbeschreibliche Stimmung im November 1989 erinnern, an die Zeit vor 20 Jahren, als die Mauer fiel, wenn es davon keine Fotos und keine Filme gäbe? Wüßten spätere Generationen, wie das damals gewesen war?

Und, zugegebenermaßen, heute am Notebook, mit Memory-Cards in der digitalen SLR, mit FTP und Online-Bilddatenbank, würde ich nicht ab und an mal wieder einen Blick auf mein Leuchtpult werden, einen Abzug in die Hand nehmen (und überlegen, ob ich den nicht vielleicht mal einscannen sollte) oder ein paar Diahüllen, die Filmschnipselchen mit der Lupe auf Schärfe begutachten, man könnte ja irgendwann wirklich vergessen, wie man mal bis vor nicht allzu langer Zeit gearbeitet hat.

Und heute? Heute habe ich dank IrfanView den „elektronischen Kontaktbogen“. Ist das nicht toll? Den kann ich dann ausdrucken und mir ganz normal anschauen, so wie früher den mit den Filmstreifen drauf. Er hat aber auch einen Vorteil: den kann ich nicht nur ausgedruckt einer CD beilegen, die ich meinen Kunden schicke, den kann ich auch als E-Mail-Attachment verschicken und mein Kunde weiß dann, was ich Neues in der Datenbank habe.

Oder, wenn er, wie der oben, nun auch schon ein paar Jährchen alt ist, als „digitale Nostalgie“ hier in einen Artikel packen. Neh, neh, Nostalgie ist was schönes, aber die digitale Welt hat schon so ihre Vorzüge. Was hatte ich früher zu tun, wenn ich einen Bildkatalog erstellen wollte. Das ist schon viel einfacher geworden. Und es ist ja nicht so, daß man sowas nicht mehr bräuchte. Und außerdem kann man sowas nun auch schön online machen.

Ach, apropos Online-Katalog:

  1. Der Winter steht mal wieder vor der Tür
  2. Winter in allen Facetten
  3. Wetter ist immer
  4. Und Weihnachten ist auch bald
  5. Natürlich auch mit Weihnachtsstreß

Wer sich redaktionell, editoriell oder auch werblich, ob Print oder online, dafür interessiert, ist bei den beiden da unten im Bild bestens aufgehoben.  Wir produzieren nämlich nicht nur Ratgeber und Services zu Gartenthemen und der Gartensaison oder zu Naturthemen, sondern überhaupt zum Lauf der Jahreszeiten. Und noch zu vielem mehr.

Und heutzutage natürlich auch in digitaler Top-Qualität. Zu finden auch via APIS (i-picturemaxx) auf unserem Pool bei Mecom-Multimedia.

Unsere Preise und Leistungen. Und unsere Konditionen.

Ein Dreamteam: Irmgard und Franz Roth

Last but not least findet man unser Bildmaterial auch bei der Bildmaschine in der Datenbank und auch bei unseren – und da ist schon der kleine Schlenker zurück zum Ausgangspunkt – bei unseren traditionellen Vertriebspartnern und Bildagenturen, mit denen wir bereits nun auch seit zwei Jahrzehnten zusammenarbeiten, etwa Interfoto. Im Vertrieb dieser Münchner Agentur ist z.B. das Foto unten von dem Sportwagen mit Skiträger auf der verschneiten Gerlos-Paßstraße in Tirol.

Eines meiner Bilder im Vertrieb von Interfoto

Und apropos Auto: Da haben wir auch so einiges im Angebot (auch automobile Nostalgie und automobile Träume), bis auch hin zum Thema Verkehrsinfarkt. Der Traum vom Auto wie auch das Auto als Alptraum.

Zum Thema Auto beachten Sie bitte auch diese Posts:

  1. Unsinn Abwrackprämie
  2. Ende der Abwrackprämie

Ähnliche Artikel:

  1. Jahrestage 2010
  2. Der Fall der Mauer
  3. Medienstadt Nürnberg
  4. Fotografenalltag
  5. Tools of the Past

Warum man nicht aus Ausschuß Gold zu machen versuchen sollte

23. Juli 2009

Drüben, auf meinem anderen Blog, da habe ich jüngst was geschrieben zu dem Thema, wie man aus Mist Gold machen kann (bzw. könnte). Es ist nur eine Frage der Begründung. Du produzierst Trash, beschreibst es als gewollt und schon wirst du zum selbsternanten Kamerakünstler. So oder so ähnlich.

Ich habe mal gelernt, daß die Caption nicht der Ort ist, um die Gefühls- und Gedakenwelt des Fotografen „auszuleben“, sondern in erster Linie die vier journalistischen W’s entalten sollte: wer, wo, wann, was (und ggf. noch das fünfte W, das warum).

Ich habe auch mal gelernt, daß (kommerzielle) Fotos bestimmten Gestaltungsregeln unterliegen. Der Horizont ist gerade. Das Bild ist scharf. Das Hauptmotiv ist, wenn nicht in der Mitte, dann nach dem Goldenen Schnitt angeordnet (ist gut für eine Doppelseite, wenn da das Motiv in der Mitte ist, dann geht da genau der Seitenfalz durch). Von daher hätte ich mein Foto des Schwalbenschwanzes tatsächlich auch in meine Bilddatenbank einstellen können. Ist aber, nach der textlichen „Verzierung“ dennoch im elektronischen Mülleimer gelandet. Warum? Weil ich nicht allen Ernstes daran glaube, daß das wirklich irgendwer in diesem Sinne jemals tatsächlich verwendet hätte.

Drum also ist der Schwalbenschwanz ins Archiv aufgenommen worden, bei dem der Bildausschnitt auch stimmt. Bei dem nichts abgeschnitten ist. Also keine „Fotokunst“, sondern das handwerklich saubere Foto.

Schwalbenschwanz auf Sommerflieder

Schwalbenschwanz auf Sommerflieder

Und das steht in der Caption im IPTC-Header drin:

Schwalbenschwanz (Papilio machaon) – Fam. Ritterfalter (Papilionidae) – Der Schwalbenschwanz (Papilio machaon) ist ein Schmetterling (Tagfalter) aus der Familie der Ritterfalter (Papilionidae). Der größte und einer der auffälligsten Schmetterlinge des deutschen Sprachraums hat eine Spannweite von 50 bis 75 Millimetern. Er ist gelb und schwarz gemustert mit einer blauen Binde und roten Augenflecken an der hinteren Innenseite der Hinterflügel. An den Hinterflügeln stehen kurze, größtenteils schwarz gefärbte „Schwänzchen“ ab. Er hat lange Haare an den Vorderbeinen, die als Putzkämmchen dienen.

Reiner Bestimmungstext. Punkt. Nicht mehr und nicht weniger.

Denn meinen Kunden interessiert es überhaupt nicht, welche „Gefühlswallungen“ mich im Augenblick des Auslösens „durchzogen“ haben! Die wären nämlich auch gar nicht „hoch-künstlerisch“: du denkst nämlich, daß das Viech bloß mal einen Augenblick stillhalten soll und in seiner „Nekatar-Sucht“ nicht alle Nase lang rumzappeln möge, so daß du ständig den Fokus nachführen mußt. Und du denkst, daß das 2,8/300-er ein ziemlich schweres Trumm ist, das du eigentlich verfluchst. Weil es dir nach zehn Minuten Arbeit ganz schön in die Arm- und Schultermuskeln geht. Und daß du nächstes Mal lieber doch ein Einbeinstativ nimmst, anstatt frei Hand zu knipsen. Dann verreißt du das Ding auch nicht.

Aber für all diese Überlegungen, wie gesagt, die dir so durch den Kopf gehen, interessiert sich dein potentieller Kunde einen feuchten Dreck.